Mit viel Feingefühl bearbeitet Franziska Dippon Risse im Unterboden eines Klaviers. Dieses Instrument ist eine Großbaustelle – bis auf das Gehäuse muss fast jedes Bauteil bearbeitet werden. Das Klavier ist aus dem frühen 20. Jahrhundert und wird die nächsten Wochen in der Meisterwerkstatt von Klavier Grötzner verbringen.
Es ist ein seltenes Handwerk, das Franziska hier lernt. Vor dieser Ausbildung hat die 26-Jährige bereits ein Studium im Fach Geschichte absolviert. Die Faszination, die Franziska für ihre Arbeit empfindet, ist ansteckend. Eine Faszination, die nicht viele Menschen in Deutschland mit ihr teilen. Denn der Ausbildungsberuf zum Klavierbauer ist zur heutigen Zeit selten geworden. Nur etwa 50 weitere Klavierbegeisterte in Deutschland absolvieren aktuell diese Ausbildung. Der Anteil von Frauen und Männern ist dabei relativ ausgeglichen.
Der kleine Familienbetrieb in Hettstadt, in dem Franziska ihre Ausbildung absolviert, wurde 1999 von ihrer Schwiegermutter Annette Grötzner gegründet. Zu Grötzners Ausbildungszeit war die Situation noch eine andere: Außer ihr gab es nur Männer in der Branche, als Frau erntete sie skeptische Blicke. Mit ihrem Brancheneinstieg zog Götzner damals die Aufmerksamkeit der Medien auf sich, so außergewöhnlich schien ihre Berufswahl. Als „erste Klavierbäuerin Ostwestfalens“ schmückte sie damals die Titelseiten der Zeitungen.