Der erste Würzburger Bürgerrat, auch Zukunftsrat genannt, hat dem Oberbürgermeister vergangenem Samstag seine Ergebnisse für ein gerechtes Mobilitätskonzept vorgestellt.
Das Projekt hat gestartet, indem Anfang Juni rund 1.000 Briefe an zufällig ausgewählte Menschen in ganz Würzburg verschickt wurden, in denen sie für die Mitarbeit im Bürgerrat geworben haben. Die Hoffnung war ca. 50 Zusagen zu generieren – falsch gedacht! Mehr als 180 Menschen wollten sich im Bürgerrat engagieren. Schließlich wurden dann 35 Bewerbern für den Rat ausgewählt. Die Auswahlkriterien haben sich aus Stadtteilen, Altersklassen und Geschlechtern zusammengesetzt. Die Altersspanne bewegt sich nun zwischen 19 und 82 Jahren.
Wieso dieses Auswahlprinzip so sinnvoll ist, erklärt uns die dazugehörige Moderation des Zukunftsrates Beatrice Dernbach.
„Tatsächlich aufbauend auf den eigenen Erfahrungen, glaube ich, das ist die beste Expertise, die Menschen erst mal so quasi in ihrem Leben sammeln. Einfach Erfahrungen, Eindrücke, Entscheidungen, die sie dann auch treffen. Für eine bestimmte Mobilitätsform Auto. Vor allem diejenigen, die beruflich darauf angewiesen sind. Ich glaube, aus lauter Spaß fährt keiner mit dem Auto in der Stadt rum und aber eben nutzt eher den ÖPNV oder sind als Fußgänger und Radfahrer unterwegs. Und das wie gesagt, ist das beste Fundament, um dann eben auch zu gucken, wo sind denn die Probleme in der Stadt und auch Lösungen zu finden. Wie kann man denn aus Ihrer Sicht das angehen und diese Mängel und Defizite beseitigen?“, so Beatrice Dernbach, Professorin für Nachhaltigkeits- und
Wissenskommunikation an der Ohm-Technischen Hochschule Nürnberg.
Der Würzburger Zukunftsrat ist aus einem Transformationsexperiment des Nachhaltigkeitslabors WueLAB der Universität entstanden. Zusätzlich wird der Rat von der Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung, der Würzburger Umwelt- und Naturstiftung, der memo AG und von der Stadt Würzburg gefördert. Schirmherren sind Leonie Beck, Leistungsschwimmerin des SV Würzburg 05 und Thomas Kopp, Intendant der Theaterhalle am Dom im Würzburg.
Ihre Aufgabe: Empfehlungen für ein zukünftiges Verkehrskonzept für Würzburg zu erarbeiten. Welches sie dann dem Oberbürgermeister, dem Stadtrat sowie der Verwaltung präsentieren. Findet das Konzept Anklang wird es im „Mobilitätsplan 2040“ berücksichtigt, welcher sich gerade in der Planung befindet.
„Ich finde es eine super Sache, dass die Uni das initiiert hat, dass wir das hier haben, das wirklich sozusagen eine repräsentative Gruppe, die Stadtbevölkerung mal abgebildet hat. Und das ist ja für uns in der Stadtverwaltung, in der Stadtspitze ganz, ganz wichtig, dass wir wissen, wie die Leute ticken. Und deswegen, also es ist ein gutes Modellprojekt und wir hoffen, dass wir das dann auch in anderen Themenbereichen umgesetzt bekommen.“, so Martin Heilig, Oberbürgermeister Stadt Würzburg.
Nach drei erfolgten Sitzungen kann die Moderation die drei wichtigsten Hauptthemen formulieren.
„Die Frage von Unsicherheit und Sicherheit. Und zwar sowohl für Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV, aber auch Autofahrer. Ja, also Nutzer und Autofahrer. Der zweite Aspekt ist der der Orientierung, also Fragen von Beschilderung auch wieder für alle Mobilitätsformen. Und der dritte Aspekt ist der Umstrukturierung von Verkehrsräumen, also tatsächlich die Trennung von Autoverkehr und Radverkehr, beispielsweise durch Einführung von Einbahnstraßen für Autofahrer usw.“, so Beatrice Dernbach, Professorin für Nachhaltigkeits- und
Wissenskommunikation an der Ohm-Technischen Hochschule Nürnberg.
Nach dieser Präsentation kann der Oberbürgermeister bereits ein konkretes Beispiel nennen. Er schildert den weiteren Weg für eine mögliche Umsetzung.
„Es sehr interessant, zum Beispiel Tempo 30 im Stadtkern. Es ist ja so, wir wissen von der alten Straßenverkehrsordnung. War es sehr schwierig für Kommunen, das im Detail zu entscheiden. Jetzt haben wir eine neue Straßenverkehrsordnung und dann kann man diese Anregung jetzt mal aufnehmen. Ist es doch vielleicht wirklich eine gute Idee. Im Stadtkern muss man nicht 50 fahren, da geht es auch um Sicherheit für Fußgänger:innen und und für Radler und und und. Kann man das jetzt mal als Stadtverwaltung konkret prüfen? Geht es?
Sieht das der Stadtrat genauso? Wir müssen immer wissen Der Stadtrat ist das höchste Gremium, das repräsentiert die Stadtgesellschaft. So was wie ein Zukunftsrat kann Empfehlungen geben, aber entscheiden tut der Stadtrat. Und dann könnte man das zum Beispiel ganz konkret umsetzen.“, so Martin Heilig, Oberbürgermeister Stadt Würzburg.
Dieser Prozess wiederholt sich dann dementsprechend auch bei den weiteren Themen. Dieses Modell, bei dem Bürgerinnen und Bürger direkt mitsprechen und mitwirken können, überzeugt auf vielen Ebenen. So gibt es Überlegungen, dieses Konzept auch auf andere Bereiche zu übertragen.
„So was könnte eine Repräsentation dafür sein. Und deswegen würde ich hoffen, dass wir das zum Anlass nehmen, sowas auch in anderen Themenbereichen in Zukunft grundsätzlich umzusetzen und dafür dann auch ein Stück weit zu einem bestimmte Vorgehensweise zu haben. Das ist der langfristige Plan und auch immer wieder so Schleifen zu drehen. Was sagt die Bevölkerung dazu? Ich möchte, dass die Leute sich mitgenommen fühlen, dass sie sich ernst genommen fühlen, dass sie auf Augenhöhe auch ihre Sachen einbringen können, aber dann auch von der Stadtverwaltung, von der Stadtspitze, von der Stadtpolitik ein Feedback bekommen Funktioniert. Was funktioniert nicht? Wir nehmen eure Anregungen auf, setzen sie auch um. Wie schnell sind wir damit? Damit wir das Gefühl haben, wir arbeiten gemeinsam an der Fortentwicklung der Stadt.“, so Martin Heilig, Oberbürgermeister Stadt Würzburg.
Nun bleibt es abzuwarten, wann und in welcher Form einige Ergebnisse des Zukunftsrates in der Würzburger Stadt auch umgesetzt werden.