Ein Umzug mit fast 100 Menschen – das ist selbst für Profis eine Herausforderung. In Marktbreit hat die AWO genau das am Montag gewagt: Das alte Haus der Senioren ist leer, die Bewohnerinnen und Bewohner sind ins neue Johanna-Heymann-Haus auf dem Ohrenberg gezogen. Wie viel Organisation, Geduld und Herzblut so ein Tag braucht, zeigt sich schon am frühen Morgen – wenn die Seniorinnen und Senioren ungeduldig auf gepackten Kisten sitzen.
Montagmorgen in der Altstadt: Nach vielen Monaten der Vorbereitung ist der große Tag gekommen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des alten Hauses der Senioren ziehen ins neue Johanna-Heymann-Haus der Arbeiterwohlfahrt. Auf den Fluren herrscht dichtes Gedränge – Kisten, Taschen und Erinnerungsstücke stapeln sich, Angehörige und Pflegekräfte helfen überall mit. Mitten im Trubel bleibt eine besonders ruhig: die 80-jährige Hela Straube. Ihr Enkel schiebt sie im Rollstuhl hinaus aus dem alten Zimmer – der Abschied fällt leicht, denn sie freut sich auf ihr neues Zuhause und das moderne Pflegekonzept mit mehr Mitbestimmung und Gemeinschaft.
Im neuen Haus können die Seniorinnen und Senioren künftig den Speiseplan mitgestalten und gemeinsam in den Gemeinschaftsküchen kochen.
„Da bleiben die Hände in Bewegung, man kann sich einbringen und Vorschläge machen“, erzählt Hela Straube zufrieden. Auf ihren persönlichen Wunschzettel fürs Mittagessen hat sie übrigens schon etwas gesetzt: Gulasch oder Schnitzel mit Kartoffelsalat.
Am Ohrenberg angekommen, herrscht emsiges Treiben. Rollatoren und Kisten werden verteilt, neue Zimmer bezogen. Eigentlich war der Umzug in zwei Etappen geplant – doch es läuft besser als erwartet. Einrichtungsleiter Ludger Schuhmann zeigt sich erleichtert: „Ich bin überglücklich. Es war gut organisiert, gut vorbereitet – und es hat einfach geflutscht.“
Nach dem Auspacken gibt es zur Stärkung eine kräftige Gemüsesuppe mit Würstchen. Trotz der Anstrengung überwiegt die Freude über das neue Zuhause. Besonders Hela Straube genießt die neuen Freiheiten: endlich alleine rausgehen zu können, ohne Hilfe – für sie ein Stück gewonnene Selbstständigkeit.
Während die Seniorinnen und Senioren nun in Ruhe ankommen, beginnt für das AWO-Team die Nacharbeit: Das alte Gebäude in der Altstadt muss bis Jahresende geräumt und übergeben werden. Ein Teil der alten Ausstattung, wie Pflegebetten oder Nachttische, soll an die Ukrainehilfe gespendet werden. Für die Mitarbeitenden heißt es also: noch ein wenig durchhalten. Für die Bewohnerinnen und Bewohner dagegen beginnt am Ohrenberg ein neues Kapitel – mit mehr Freiraum, mehr Mitbestimmung und dem schönsten Gefühl überhaupt: endlich Zuhause zu sein.