Für viele ist klar: Wenn ich mir ein Bein gebrochen habe gehe ich ins Krankenhaus. Wenn ich einen Burnout habe brauche ich einen Psychologen. Aber oft hängen körperliche und geistige Gesundheit enger zusammen als man denkt. Deswegen gibt es die Psychosomatische Klinik in Bad Neustadt die sich auf genau diesen Zusammenhang spezialisiert hat. Am Mittwochabend hat sie ihren 50. Geburtstag gefeiert.
Große Freude in Bad Neustadt. Seit einem halben Jahrhundert ist die Psychosomatische Klinik nicht nur im Landkreis Rhön Grabfeld, sondern in ganz Deutschland eine der führenden Kliniken wenn es um die Behandlung psychischer Probleme geht. Hier wird besonders auf die Wechselwirkung zwischen Körper und Geist geachtet. Denn psychische Probleme können sich nicht nur auf die Seele, sondern auch auf die körperliche Gesundheit von Patientinnen und Patienten auswirken. Mit dieser Erkenntnis entstand hier vor 50 Jahren eine wichtige Anlaufstelle.
„Wir fangen da an wo andere aufhören. Viele Patienten gehen ja erstmal zu ihrem Hausarzt, dann werden sie vielleicht in einer organmedizinischen Klinik abgeklärt weil sie sich Krank fühlen und weil erstmal geschaut wird: Gibts ne organische Diagnose. Das wird dann oft ausgeschlossen und dann werden sie nach hause geschickt. Aber damit sind ihre Probleme nicht gelöst. Wenn sie zum Beispiel eine traumatische Kindheit hatte, posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung, uns so weiter. Die bleiben ja.“, so Dagmar Stelz, Ärztliche Direktorin der Klinik.
Das war auch dem Stifter der Klinik, Eduard Münch, bewusst. Er hatte die Schließung eines Bad Neustädter Kurbestriebs genutzt um die Klinik zu eröffnen. Ein ambitioniertes Unterfangen von dem er während der Geburtstagsfeier berichtete. Bereits damals hatte die Klinik rund 300 offene Therapieplätze, die es zu besetzen galt. Und das in einer Gesellschaft, die längst nicht so offen war wie die heutige.
„Am Anfang war es noch so da war es eine sehr abgeschlossene Einrichtung. Das war auch sehr schambesetzt für einzelne Patienten hier dann Therapie zu machen oder überhaupt. Und sie haben auch das Problem gehabt, dass sie zum Beispiel dann draußen am Arbeitsplatz stigmatisiert worden wären wenn sie geöffnet hätten, dass sie in so eine Klinik gehen. Heute ist das anders.“, so Stelz weiter.
Eine wichtige Entwicklung. Denn psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Die Menge an Fehltagen durch psychische Erkrankungen sind im letzten Jahrzehnt um 50% gestiegen. Dementsprechend wurde der Abend nicht nur für ausgelassene Feierlichkeiten genutzt. In den Reden und Vorträgen wurde auch ein Blick auf die Herausforderungen und Chancen geworfen, die die Zukunft womöglich bereithält. Neben Depressionen, Burnout und Essstörungen nimmt sich die Klinik auch so genannten Somatisierungsstörungen an, die sich durch körperliche Symptome auszeichnen, die jedoch gänzlich auf psychische Probleme zurückzuführen sind. Für die Patientinnen und Patienten spielt die Klinik einen wichtige Rolle auf ihrem Weg zurück ins Leben.
„Die Klinik ist wie so ein Stück Übungsfeld. Die Menschen die arbeiten in diesem geschützten Raum. Überwiegend auch in Gruppen mit den anderen zusammen. Und in den Gruppen gestaltet sich Beziehung. Das heißt ich erlebe wie ich bin. Also in dem Spiegel des Gegenübers kann ich mir auch klar werden. Was bin ich für ein Mensch? Wie wirke ich?“, so Guido Loy, Chefarzt in der Klinik.
Dinge, die hier circa 350 Menschen gleichzeitig über sich selbst rausfinden können. Über die Jahre hat die Klinik so zahlreichen Menschen halt gegeben und ihnen geholfen wieder ein erfülltes Leben zu führen. Erfolge die gemeinsam mit aktuellem und ehemaligem Klinikpersonal, wie auch dem deutschlandweiten Ärztenetz der Klinik gebührend gefeiert wurden.