1946 setzten sich der Österreicher Hans Lorenzen und der Deutsche Sepp Reindle zusammen und entwickelten kurzerhand einen neuen Sport. Ein Sport extra für die vielen Invaliden infolge des zweiten Weltkriegs. Nach fast 80 Jahren hat sich das sogenannte „Goalball“ zur weltweit beliebtesten Ballsportart für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt.
Gut Schwung holen – und rein in die gegnerische Bude. Jede Woche kommt am Würzburger Blindeninstitut eine Gruppe junger Menschen zusammen, um Goalball zu spielen. Die Regeln sind recht einfach: Man spielt drei gegen drei und zur Chancengleichheit tragen alle Akteure lichtundurchlässige Brillen – ein Spiel dauert 2 mal 12 Minuten. Im Mittelpunkt des Ganzen steht der Hartgummiball, welcher mit einem Inneren Glöckchen zur akustischen Wahrnehmung versehen ist. Und den muss man dann flach über den Boden in das 9 Meter breite Gegnertor werfen. Hat eine Mannschaft 10 Punkte erreicht, wird das Spiel vorzeitig beendet.
Dass diese Sportart auch am Blindeninstitut gespielt wird, ist unter anderem Lennart Heßler zu verdanken, der selbst für Nürnberg in der Goalball-Bundesliga aktiv ist. Für sein Vorhaben war der Vital-Sportverein Würzburg die richtige Anlaufstelle. Nun schon seit Ostern wird am „Blindi“ trainiert – was jetzt noch fehlt sind Spieler, sodass man in Zukunft vielleicht auch eine ganze Mannschaft stellen kann. Doch da ist Heßler guter Dinge – Neulinge, egal ob sehend oder nicht, sind hier immer willkommen. Apropos sehen – ist das trotz der Dunkelbrillen grundsätzlich ein Vorteil gegenüber nicht sehenden Spielern? Im Bezug auf Orientierung definitiv nicht, so Heßler. Was jedoch die Abläufe bzw. das Training des Wurfbilds angeht, hat man als sehender Mensch den Vorteil, dass man es sich abschauen kann.
Zu Verletzungen kommt es bei diesem Sport eher selten – wenn man aber etwa doch einmal ineinander rumpelt, hat meist die Abstimmung im eigenen Team nicht zu 100 Prozent gestimmt. Der schnelle Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung fordert eine Menge Konzentration – für die Dauer des Spiels muss man mit seinem Kopf voll da sein. Goalball ist schon etwas besonderes, denn hier muss man sich wirklich nur auf das Gehör, die Orientierung sowie die eigene Intuition verlassen. Und die Sportart erfreut sich immer größerer Beliebtheit: Die Bundesliga in Deutschland gibt es seit 2013 – nach und nach sind weitere Ligen hinzugekommen. In Zukunft dann ja vielleicht auch mit einer Mannschaft aus Würzburg.