„Der Hochrhöner“ wurde 2010 als schönster Weitwanderweg Deutschlands ausgezeichnet. Er erstreckt sich über die Grenzen Thüringens, Bayerns und Hessens. Blinde und seheingeschränkte Menschen werden jedoch ausgegrenzt, weil sie den Weg nicht alleine beschreiten können. Genau das möchte das Projekt „Hochrhöner ohne Grenzen“ ändern und bietet Wanderungen für Sehbehinderte an. Wir haben die Gruppe ein Stück auf ihrem Weg begleitet.
Die Teilnehmer dieser Wandergruppe erleben die Landschaft des Biosphärenreservats Rhön etwas anders. Hören, Fühlen und Riechen – mit Hilfe dieser Sinnesorgane nehmen sie Informationen auf und erkunden die Natur. Rund 50 Naturfreunde, mit und ohne Sehbehinderung, haben sich auf ein Wanderabenteuer im Land der offenen Fernen eingelassen. Eine Rhön für alle – das ist das Ziel des Organisators Rainer Brell. Der 54-jährige ist selbst in der Rhön groß geworden und im Alter von 21 erblindet.
140 Kilometer und 3.600 Höhenmeter in sechs Tagen. Normalerweise ist die Strecke auf acht Tage ausgelegt, das Programm ist also straff. Aber worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen einer Wanderung mit normal sehenden und blinden Wanderern?
Durch eine dünne Schnur ist jeder Sehbehinderte mit seinem sehenden Begleiter verbunden. Die Assistenz ist für blinde und sehbehinderte Wanderer enorm wichtig. Alle Hindernisse, werden rechtzeitig und präzise angesagt. Der sehende Guide schildert dem blinden Wanderer dabei, was er gerade sieht. Sein Mitwanderer hingegen schildert ihm seine Eindrücke – gelebte Inklusion in seiner schönsten Form. Mit dabei ist auch Beate Schultes aus Köln. Die 56-jährige nimmt bereits zum fünften Mal an der inklusiven Wanderwoche teil.
Das Inklusionsprojekt „Hochrhöner ohne Grenzen“ macht deutlich: Die Mittelgebirgslandschaft ist, auch ohne sie mit den Augen sehen zu können, ein atemberaubendes Naturerlebnis. Was für die Teilnehmer für immer bleibt sind die Erinnerungen an die Bilder vor dem geistigen Auge von der Natur und den guten Gesprächen.