Laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe waren im vergangenen Jahr über eine Million Menschen in Deutschland wohnungslos – Tendenz steigend. In Würzburg geht man derzeit von etwa 600 Betroffenen aus, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Besonders jetzt im Winter eine große Herausforderung. Um diese Menschen und andere Bedürftige zu unterstützen, wurde heute in der Pleicherkirchgasse Suppe ausgegeben.
Leckere Kartoffel-Lauch-Suppe aufs Haus. In der Pleicherkirchgasse wird heute nicht nur Suppe verteilt – sondern ein Zeichen gesetzt. Ein Zeichen für Solidarität mit Menschen, die in der Kälte oft übersehen werden. Initiator Ulli Hantke von b2b design erklärt, dass seine Firma jedes Jahr eine besondere Aktion ins Leben ruft. Anstatt Kundengeschenke zu verteilen, wolle man lieber etwas Gutes tun. In der Vergangenheit habe man bereits Kinderheimen, Kinderhospizen und Kindergärten geholfen. All diese Einrichtungen hätten jedoch ein sicheres Dach über dem Kopf und würden gut betreut. Bei obdachlosen Menschen oder Menschen, die nichts zu essen haben, gebe es zwar auch Unterstützung – aber man könne immer noch mehr tun, betont Hantke. Gemeinsam mit Sozialreferentin Eva von Vietinghoff-Scheel habe man deshalb beschlossen, in diesem Jahr eine kostenlose Suppenaktion auszuprobieren.
Für viele Bedürftige war die Aktion eine willkommene Unterstützung. Denn staatliche Hilfen reichen nicht in jedem Fall aus, um den Alltag gut bewältigen zu können. Das bestätigt auch Würzburgs Sozialreferentin Eva von Vietinghoff-Scheel:
„Ich glaube, dass es für viele Menschen sehr wichtig ist. Ich hoffe ja immer, dass durch die Leistungen, die durch den Staat erfolgen, die Menschen sich gut selber versorgen können. Aber wir wissen natürlich auch, dass es schwer ist, manchen schwerfällt. Und da ist einfach jede Unterstützung, die es gibt, natürlich sehr schön und sehr sinnvoll. Und wir haben ja viele Angebote in der Stadt zum Glück und heute haben wir ein weiteres Angebot – und da freue ich mich sehr.“
Neben der warmen Mahlzeit, die vom St. Josefs-Stift in Eisingen zubereitet wurde, und Decken, die verteilt wurden, stand aber noch etwas anderes im Mittelpunkt: Begegnung. Gespräche, die sonst vielleicht nicht stattfinden würden – und die ein Stück Menschlichkeit in den Alltag bringen. Denn Einsamkeit ist ein Thema, das zunehmend mehr Menschen betrifft, quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Genau deshalb will das Sozialreferat künftig verstärkt darauf eingehen. „Wir wissen, dass sich jeder dritte bis vierte Mensch einsam fühlt“, erklärt sie. Im kommenden Jahr möchte sie sich daher intensiv damit befassen, wie man Betroffene besser erreichen kann – insbesondere jene, die eigentlich Unterstützung möchten, aber aus verschiedenen Gründen nicht erreicht werden, sich nicht trauen oder nicht mobil sind.
Auch wenn die Aktion vorerst nur einmalig stattfand, hat sie Wirkung über den heutigen Tag hinaus: Die übrig gebliebene Suppe geht an die Bahnhofsmission und erreicht dort weitere Menschen in Not. Und das Signal dieser Aktion bleibt – ein Anstoß, gerade in der Weihnachtszeit darüber nachzudenken, wie wichtig Zusammenhalt und ein offenes Miteinander in unserer Gesellschaft sind.