Ungewöhnlich laut ging es in der gestrigen Stadtratssitzung in Würzburg zu. Nicht aber etwa weil hier hitzig diskutiert wurde – rund 70 Erwachsene und Kinder hatten sich versammelt, um gegen die drohende Schließung des Kindergartens Stift Haug zu demonstrieren. Die Stadt kritisiert das Vorgehen des Trägers – der wiederum sieht das Problem bei der Stadt. Wie soll es nun also weitergehen?
Zahlreiche Eltern und ihre Kinder sind am Donnerstag eine halbe Stunde vor der Stadtratssitzung zusammengekommen, um sich Gehör zu verschaffen. Denn im Kindergarten Stift-Haug stehen 74 Plätze auf dem Spiel. Auch die Sozialreferentin Hülya Düber war früher gekommen, um das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen und zu versichern, dass es eine Lösung geben wird, damit kein Kind im August seinen Platz verliert. Am Mittwoch war der Träger der Kita, der ElisabethenHeim e. V., an die Eltern herangetreten, um ihnen mitzuteilen, dass trotz intensiver Bemühungen die Schließung der Einrichtung droht – und das schon Ende August. Hintergrund ist eine Vertragsverlängerung über die Nutzung der Räumlichkeiten der Kirchenstiftung. Die sieht sich gezwungen in Zukunft eine monatliche Mietzahlung zu fordern. Diese zusätzlichen Kosten könne man nicht alleine stemmen und habe sich deshalb an die Stadt Würzburg gewandt, so der Träger. Seit April 2023 sei man mit allen Dachverbänden und Trägern von Kindertageseinrichtungen im Austausch, so Hülya Düber. Bei einem runden Tisch im Mai habe man versichert, ein Hilfspaket mit Sondermitteln zu schnüren, das zusätzlich zu der gesetzlichen Förderung durch die Stadt unterstützen soll.
Dr. Hülya Düber: „Im Haushalt haben wir dann auch dafür gekämpft, dass diese Mittel trotz der schwierigen Haushaltslage im Jahr 2024 zur Verfügung stehen. Das sind zusätzliche 600.000 € im Jahr und darüber habe ich den Träger Mitte November einmal telefonisch und dann per Email mit dem Zusenden dieser Beschlussvorlage in Kenntnis gesetzt und auch die Zusage gegeben, dass wir weiter im Dialog bleiben. Am 29. Februar findet im Ratssaal eine Versammlung aller Einrichtungen statt, wo ich quasi am 17. Januar schon eingeladen habe, um die Einrichtungen über die sogenannte kommunale Förderung zu informieren und dann natürlich auch noch einmal alle Zahlen und alle Rahmenbedingungen auf den Tisch zu legen. Und selbstverständlich stehe ich für jeden konstruktiven Dialog nach wie vor zur Verfügung.“
Enttäuscht zeigte sich Düber über das Vorgehen des Trägers: Von dem Schreiben an die Eltern habe sie erst durch Presseanfragen und Anrufen von besorgten Eltern erfahren. Bisher lägen ihr keine konkreten Zahlen vor, wie hoch der Fehlbetrag der Einrichtung sei und wie hoch die Unterstützung durch die Stadt Würzburg ausfallen müsste. Simon Kuttenkeuler, Geschäftsführender Vorstand des Elisabethenheims, widerspricht dem.
Simon Kuttenkeuler „Wir hatten bereits am 24. Mai letzten Jahres ein Gespräch zwischen Stadtkämmerer und Frau Dr. Düber und da wurde diese Größenordnung genannt. Fakt ist, dass die Kirchenstiftung gesagt hat, sie ist bereit zu reden und das und gesagt hat hier wartet auf ein Angebot und wir ein Angebot quasi zusammen mit der Stadt vorliegen sollten. Aber die Stiftung hat eben grob auch erklärt, dass sie sagt hat eine Gewerbefläche, muss man vielleicht mit 9 € berechnen und Wohnfläche wäre noch teurer. Also dass man irgendwo in der Richtung landen sollte. Und diese Zahlen, die damals auch genannt worden sind von Seiten der Kirchen Stiftung, habe ich der Stadt auch mitgeteilt.“
Simon Kuttenkeuler rechnet mit mindestens 6.000 Euro Mietkosten im Monat – durch die Sonderförderung könnten diese Mehrkosten bei weitem nicht gedeckt werden. Weil die Zeit nun aber dränge, habe er die drohende Kündigung am späten Mittwochabend öffentlich gemacht. Von Seiten der Stadt gab es dafür viel Kritik – die Mail um 23 Uhr erscheine wie ein unüberlegter Schnellschuss. Doch Simon Kuttenkeuler wehrt die Kritik ab – die Mail sei bereits am Nachmittag formuliert worden und erst nach der Elternbeiratssitzung verschickt worden – die Mitteilung sei also keineswegs aus einer spontanen Laune entstanden. Trotz der offensichtlichen Differenzen sind alle Beteiligten weiterhin bereit, sich zum Wohle der Kinder an einen Tisch zu setzen und nach einer Lösung zu suchen. Und Hülya Düber verspricht – es wird sie geben.