Schon wieder befindet sich die Automobil-Industrie in Unterfranken in einer Schockstarre. Schaeffler, eines der weltweit führenden Unternehmen in der Branche, kündigte am Dienstagmorgen einen massiven Stellenabbau an. Die Gründe sind vielschichtig und betreffen nicht nur die eigene Unternehmensstrategie, sondern auch die gesamte Branche. Was bisher bekannt ist und wie es nun weitergehen soll.
Es ist ein dramatischer Einschnitt in der deutschen Industrie und ein schwerer Schlag für die betroffenen Standorte: Der fränkische Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler plant, europaweit rund 4.700 Stellen abzubauen. In Deutschland sollen insgesamt 2.800 Arbeitsplätze wegfallen – ein Großteil davon in der Verwaltung und im Management. Auch der unterfränkische Standort Schweinfurt soll vom Stellenabbau betroffen sein – das Unternehmen spricht offiziell von einem Abbau von knapp 500 Arbeitsplätzen in Schweinfurt. Der Schweinfurter Betriebsrat rechnet hingegen mit rund 700 Stellen. Die Werke in Eltmann und Kitzingen sind laut dem Konzernbetriebsrat nicht betroffen.
Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit drei wesentlichen Aspekten: einem anhaltenden Nachfragerückgang bei Wälzlagern und industriellen Lösungen, den Synergien, die sich aus der Übernahme von Vitesco ergeben, sowie den Veränderungen in der Automobilbranche. „[…] Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen.“, so der Vorstandsvorsitzende der Schaeffler AG, Klaus Rosenfeld.
Der Schaeffler-Betriebsrat übt heftige Kritik an der Entscheidung des Unternehmens und fordert den Vorstand zu Gesprächen über Alternativen auf. „Da gibt es nichts zu beschönigen. Das ist der größte Angriff auf den Standort seit vielen Jahren und das, obwohl die Belegschaft über Monate mit Arbeitszeitabsenkungen und vielen andere Maßnahmen ihren Beitrag zur Überbrückung der Auftragsflaute leisten“, so Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender am Standort Schweinfurt. Erst vor wenigen Wochen hatte Schaeffler angekündigt, am Standort Schweinfurt für rund 1.000 Angestellte Kurzarbeit einzuführen. Zudem sei es ein Widerspruch, sich zur E-Mobilität zu bekennen, gleichzeitig aber Stellen in den Bereichen Entwicklung und Forschung zu kürzen, so der Konzernbetriebsrat. Der Abbau von Stellen soll laut Schaeffler im Wesentlichen über Fluktuation, Freiwilligenprogramme sowie Aufhebungs- und Altersteilzeitverträge erreicht werden.