Di, 01.02.2022 , 17:32 Uhr

EU verbietet zwei Drittel aller Tattoofarben – Wie unterfränkische Tätowierer mit dem Aus für Farbvielfalt umgehen

Einstufung als potenziell gesundheitsgefährdend

Farbenfrohen Tattoos wie sie bei Timo Crass an der Wand hängen, wird es vorerst nicht mehr geben. Nicht etwa weil dem Würzburger Tätowierer die Farben ausgegangen sind – Nein, sie wurden verboten. Seit dem 4. Januar dürfen zwei Drittel der Tattoofarben nach einer neuen EU-Verordnung nicht mehr verwendet werden. Denn die REACH-Verordnung, zu deutsch: Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe, stuft sie als potenziell gesundheitsgefährdend ein. Daher musste der Würzburger Tattoowierer Timo Crass alle seine Farben wegschmeißen – 1000€ landeten im Müll.

Tattoo-Boom vorerst ausgebremst

Lange hat es nicht gedauert, bis einige Farbhersteller die ersten alternativen Farben entwickelt haben. Immerhin bremst das Farbverbot den seit Jahren anhaltenden Tattoo-Boom vorerst aus. In Deutschland trägt fast jeder fünfte Erwachsene ein Kunstwerk unter der Haut. Tendenz steigend. Wenn aber plötzlich alle Tattoostudios in der EU vorschriftskonforme Farben brauchen, dann gehen viele von ihnen vorerst leer aus. Denn das Angebot ist derzeit noch auf drei bis vier Hersteller begrenzt. Und auch die Farbauswahl ist derzeit noch ausbaufähig. Timo Crass geht aber davon aus, dass bis zum Halbjahr wieder alle Farbtöne REACH-konform verfügbar sind.

Keine belastende Datengrundlage

Mit jedem neuen Farbton steigt auch der organisatorische Aufwand. Denn für jeden gibt es ein sogenanntes Safety Data Sheet: Das sind fünf Seiten pro Farbe, die bei einer Kontrolle parat liegen müssen. Und das obwohl keine Datengrundlage existiert, ob und wie gefährlich die verbotenen Farben wirklich sind. Auch Menschen außerhalb der Branche äußern sich deshalb in den sozialen Medien. So äußert sich zum Beispiel der Pathologen Dr. Tsokos auf Instagram, der zwar von Ablagerung der Farbe in den Lymphknoten berichtet, der aber in seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Pathologe nie von einem Fall gehört hat, bei dem jemand auf Grund von Tattoofarbe verstorben ist.

Probleme enden nicht

Viel mehr als eine eventuelle Gefährdung durch Tattoofarben sorgt sich die Tattoobranche um eine Abwanderung ins Illegale. Vor allem wenn man bei professionellen Tätowierern aktuell kaum Termine für ein buntes Kunstwerk bekommt. Und am Horizont zeigt sich schon das nächst Problem. Denn ab 2023 sollen auch zwei weitere populäre Pigmente verboten werden. Damit würden erneut 66% aller Farben wegfallen. Doch Timo Crass ist sich sicher. Die Branche lässt sich so schnell nicht daran hindern, ihren bunten Lebensstil unter der Haut zu tragen.

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