Die berühmte Berwart-Treppe im Residenzschloss Mergentheim feiert Ihren 450. Geburtstag. Aus diesem Anlass fand dort eine internationale Tagung zum Thema „Aufstieg und Abstieg. Renaissancetreppen in Europa“ statt. Im Fokus standen Renaissancetreppen aus ganz Europa und ihre repräsentative Bedeutung.
Der Steinmetz Blasius Berwart schuf vor 450 Jahren ein Meisterwerk der Treppenbaukunst, das durch seine verspielte Eleganz und seinen Detailreichtum beeindruckt. In Mergentheim lassen feine Säulen ein „Auge“ in der Mitte der Stiege frei – an der Decke des Treppenturms ist das blaue Himmelsgewölbe mit elf Sternen und einer goldenen Sonne zu sehen.
In den Residenzschlössern hatten Treppen seit jeher eine besondere Bedeutung: Sie dienten nicht nur dazu, Geschosse zu überwinden, sondern hatten repräsentative Zwecke, wie zum Beispiel auch die berühmte Treppe Balthasar Neumanns in der fürstbischöflichen Residenz zu Würzburg zeigt. Auch heute ist der Repräsentations-Charakter von Treppen offensichtlich, z.B. beim Bundeskanzleramt in Berlin.
Mit der wissenschaftlichen Tagung thematisieren die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Rudolstädter Arbeitskreis zur Residenzkultur die außergewöhnlichen Wendeltreppen, wie die Bertwart-Treppe. Zahlreiche Wissenschaftler stellen ihre Forschungen und Ergebnisse zu Treppen aus ganz Europa vor. Dabei wurde eine Überraschung vorgestellt: Die Bertwart-Treppe wird kunsthistorisch gesehen von einer anderen Treppe im Residenzschloss Mergentheim übertroffen: Im südwestlichen Treppenturm befindet sich eine Wendeltreppe, deren wahrer kunsthistorischer Wert neu bewertet werden muss. Ist „der große Schneck“ das wahre Meisterwerk der deutschen Steinmetzkunst? Die Forschungen dazu werden weitergehen – in ein bis zwei Jahren soll ein großer Geschichtsband dazu erscheinen.