Die ersten Sonnenstrahlen kommen raus, es wird langsam Frühling. Eigentlich verbindet man mit dieser Zeit des Jahres tosende Faschingsumzüge, lange Feiernächte und viele bunte Kostüme. Doch durch die Pandemie muss das Fest heuer nochmal ganz anders aussehen. Natürlich kann es da schnell zu Unmut und Frustration kommen: Lohnt es sich so überhaupt noch Fasching zu feiern? Im kleinen Thüngersheim im Landkreis Würzburg stellt man sich diese Frage gar nicht erst, stattdessen geht man einfach kreativ mit den bestehenden Bräuchen um. Eine zentrale Rolle spielt dabei das sogenannte Domino-Kostüm. Auf dieses ist der Sitzungspräsident des örtlichen Faschingsclubs Sebastian Gerhard sichtbar stolz. Es ist eine Brauchtum seit Anfang des 20. Jahrhunderts, bei dem man am Rosenmontag und am Faschingsdienstag verschleiert von Haus zu Haus zieht, Brotzeit isst und einen Schoppen trinkt. Durch die Maskierung sind alle gleichgestellt, egal ob unter dem Jahr besonders engagiert oder nicht so gut betucht.
Ebenfalls begeistert von der Tradition seiner Heimatstadt ist der Thüngersheimer Bürgermeister Michael Röhm. Schon als Kind hat er sich verkleidet und an den Festivitäten eifrig teilgenommen. Folglich ist ihm die Brauchtumspflege natürlich auch persönlich wichtig, doch in diesem Jahr hält er vor allem den Zusammenhalt an Fasching für essenziell. Trotz Pandemie und Krieg möchte er sich Humor und Freude nicht nehmen lassen, es ändere alles nichts. Und man stelle sich einmal vor, man bräuchte im nächsten Jahr einen VHS-Kurs, um das Lachen wieder zu erlernen. Mit dem nötigen Respekt darfs für ihn also lustig sein.
Da immer noch einige Corona-Maßnahmen die lokalen Faschingsfans am ausgelassenen feiern hindern, hat man sich etwas ganz Besonderes überlegt. Seit dem letzten Jahr verkleidet man sich nicht mehr nur selbst, sondern gleichzeitig auch die eigenen Häuser. Frei nach dem Motto „Mei Haus geht ins Gleed“ wurden unter anderem das Rathaus, das Sitzungshäuschen des Faschingsvereins, aber auch ganz viele private Häuser bunt geschmückt. Sogar einen eigenen Wettbewerb hat man ins Leben gerufen: Die schönsten Häuser werden mit einem begehrten Pokal prämiert. Familie Georgi hat im letzten Jahr den zweiten Platz belegt und kommt aus dem Schwärmen für die Thüngersheimer Faschingstraditionen gar nicht mehr heraus. Während man in der Gemeinde natürlich hofft, dass im nächsten Jahr wieder ein normales Faschingsfest gibt, werden die Thüngersheimer auch in diesem Jahr einiges zu feiern haben. Ganz egal, welche Sorgen das Dorf noch erwarten sollte, eins ist sicher: Die kreativen Bürger des Orts werden immer einen Weg finden das Schöne am Leben zu sehen!