Fr., 19.09.2025 , 18:09 Uhr

Feldhamsterschutz in Unterfranken - Eine einzigartige Maßnahme in Gefahr

Wenn Sie an Hamster denken, denken Sie wahrscheinlich an einen Käfig, ein Laufrad und Kleintierstreu. Aber auch abseits von Kinder- und Wohnzimmern sind sie in Unterfranken zu finden. Denn die Region ist die einzige in Bayern, in der Feldhamster noch in freier Wildbahn zu finden sind. Trotzdem ist das Vorkommen der kleinen Nager hier aktuell so bedroht wie lange nicht mehr.

Feldhamster vom Aussterben bedroht

In den weiten, grünen Feldern Unterfrankens ist ein Tier zuhause, welches man nicht überall zu Gesicht bekommt. Zwischen Getreide und Zuckerrüben wohnt der Feldhamster. Und das ist etwas sehr einzigartiges. Denn in ganz Bayern sind die Landkreise Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen die einzigen Orte in denen der kleine Nager noch vorkommt. Denn er ist stark vom Aussterben bedroht.

„Es liegt halt da dran, dass sich alles entwickelt hat. Die Erntemaschinen sind effizienter geworden. Es bleiben fast keine Getreidekörner mehr übrig. Es wird viel gebaut. Das Feldhamstergebiet wird zerteilt durch Bebauung, der Klimawandel. Und generell die Ernte wird immer früher. Dann hats der Hamster immer schwerer. Wenn das mal angefangen hat und das stark zurückgeht und wenig Schutz für ihn da ist dann kommen natürlich die Fressfeinde noch obendrauf. Und wenn dann ne Population sehr klein ist kanns auch noch genetische Probleme geben.“, so Claudia Kriegebaum, Projektleiterin Feldhamsterschutz.

Eine Maßnahme, die jedem zu Gute kommt

Die unterfränkische Regierung arbeitet daher daran den Hamster vor all diesen Gefahren zu schützen. Damit die Population nicht noch mehr schrumpft wird seit 2013 mit den Bauern aus Mainfranken zusammengearbeitet. Die ersten Schutzversuche waren mit Ernteverzichtstreifen, damit die Nager weiterhin Nahrung finden, oder mit dem Ehrenschnitt. Hier wird nur der für die Bauern relevante Teil vom Getreide abgeschnitten. Das soll dafür sorgen, dass die Hamster besser vor Raubtieren geschützt sind. In den letzten Jahren gibt es eine neue Möglichkeit, die all diese Aspekte vereint.

„Jetzt haben wir neu seit 2021 die Feldhamsterinsel Da wird eine komplette Fläche mit Getreide, Blühstreifen und Luzerne eingesät. Immer so im Wechsel 15 Meter breite Streifen wo er dann alles hat was er braucht. Er kann dann Getreide sammeln, er kann Luzerne als Grünfutter nutzen und er kann im Blühstreifen noch Würmer und Insekten finden. Und diese Inseln sind super weil die auch für Bodenbrüter wie Feldlerchen, Rebhühner und für die Hasen, die Rehe auch noch nützen.“, so Kriegebaum.

Für die bereitgestellte Weidefläche bekommen die Bauern eine Entschädigung, die den Wegfall des Ernteertrags kompensieren soll. Was mit 11 Getreidestreifen, a zwei Hektar, begann, ist heute auf eine Größe von 275 Hektar angewachsen. Insgesamt 44 Landwirte beteiligen sich zum jetzigen Stand. Die Maßnahme hat auch für sie Vorteile.

„Von der Wirtschaftlichkeit ähnlich wie wenn ich ne normale Fruchtfolge anbauen würde aber die Planungssicherheit ist einfach gewährleistet. Es ist nicht ganz so volatil, dass der Weizenpreis zum Beispiel, wie heuer, bei 16 Euro liegt, in einem Jahr bei 25. Sondern ich hab wenn ich die Fläche bereitstelle ein gleichbleibendes Einkommen für die Fläche zumindest.“, so Clemens Schmittfull, Betreiber einer Feldhamsterinsel

Zukunft des Projekts ungewiss

Die Feldhamsterschutzmaßnahmen sind also ein Gewinn für alle beteiligten. Doch aktuell ist es fraglich ob das Projekt in diesem Rahmen fortgeführt werden kann. Die bayrische Landesregierung hat die Mittel für die nächsten vier Jahre Hamsterschutz nämlich noch nicht bewilligt. Grund dafür sind Haushaltskürzungen. Sollten die Bauern bis zum 15. Oktober nicht wissen ob sie weiter gefördert werden, sind sie gezwungen Feldhamsterinseln und co zu entfernen. Mit Glück können sie die Flächen dann noch bewirtschaften. Die Zeit wird also knapp – und das obwohl der Freistaat eigentlich gezwungen ist zu handeln.

Genau das kam ursprünglich vom Landesamt für Umwelt und die Regierung von Unterfranken die trägt den Auftrag eine letzte erhaltene Population schützen zu müssen. Das heißt EU weit sind Vorgaben für Artenschutz. Das heißt wenn irgendwo eine Art vorkommt die schon selten ist oder bedroht, da gibts Rote Liste, dann muss sich die jeweilige Region drum kümmern, dass die erhaltene Population noch erhalten bleibt.“, so Kriegebaum

Wenn eine Förderung ausbleibt läuft man Gefahr die Vorschriften der EU, was Artenschutz angeht, nicht zu erfüllen. Denn ohne die Schutzmaßnahmen kann es sein, dass der Feldhamster mit der Zeit nicht nur gefährdet ist, sondern ganz ausstirbt.

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