Gerade mal zwei Tage nach dem Zwischenfall in Erding muss der Alltag für die Bundeswehr weitergehen. In Gemünden fand am heutigen Morgen eine Übung der Vereinten Nationen statt, in der Militärbeobachter ausgebildet werden sollen:
Die Militärbeobachter der Vereinten Nationen bereiten sich auf ihren Einsatz in einem Kriegsgebiet vor. Es gibt Berichte, dass sich eine der beiden Konfliktparteien nicht an die Abmachungen der Friedensvereinbarung hält. Was hier lediglich eine siebentägige Übung im friedlichen Germünden im Landkreis Main-Spessart darstellt, wird die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des dreimonatigen Lehrgangs bald im Einsatz erwarten. Der tragische Zwischenfall in Erding, bei dem ein Soldat verletzt wurde, war hier natürlich auch noch Thema.
„Ja der Vorfall in Erding, wo Bundespolizei und Bundeswehr aneinander geraten sind ist sehr unglücklich. Ich habe das in meiner Dienstzeit, über 40 Jahre so nicht erlebt. Diese Übungen werden vorher alle angemeldet. Gleichzeitig kann es sein, dass in der Komplexität das ein oder andere übersehen oder vergessen wird. Wir tun alles dafür und wir haben hier regional eine tolle Anbindung, dass das nicht passiert.“, so Oberst Werner Klaffus, Kommandeur des UN-Ausbildungszentrums der Bundeswehr.
Die Militärbeobachter patroullieren derweil auf dem Main. Sie suchen nach Auffälligkeiten, die den fragilen Frieden gefährden könnten. Sollten sie Beobachtungen machen, werden sie diese den Vereinten Nationen in New York mitteilen, die daraus weitere Maßnahmen ableiten. Die Einsatzkräfte kommen dabei aus allen Teilen der Welt. Der Trupp hier besteht aus Teilnehmern aus Senegal, Thailand und Deutschland. Neben dem richtigen Verhalten im Ernstfall steht die Zusammenarbeit unterschiedlicher Nationen ebenfalls im Fokus der Maßnahme.
„Tatsächlich kommen die Lehrgangsteilnehmer, die künftigen Militärbeobachter, von allen Kontinenten. Sie bringen da natürlich ihre kulturellen Besonderheiten mit und andere Dinge. Das Ziel ist es das alles zusammenzuführen auf ein gemeinsames Verständndis, auf gemeinsame Verfahren um dann später im Einsatz das Gleiche zu machen und erfolgreich durch den Einsatz zu kommen.“, so Klaffus.
Insgesamt 180 Soldaten sind Teil der Übung – Die meisten sind damit beschäftigt in den sieben Tagen ein möglichst realistisches Szenario für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu schaffen. Sie spielen Passanten, Polizisten und Einsatzkräfte der fiktiven Konfliktparteien. Auch Ausbilder aus anderen Ländern sind vor Ort. Sie sollen sich austauschen um einen Eindruck von der Ausbildung der deutschen Kolleginnen und Kollegen zu bekommen und selbst Impulse zu setzen.
„Als ein internationaler Ausbilder bin ich sehr beeindruckt von dem hohen Niveau an Organisation, Entschlossenheit, Engagement, Partnerschaftlichkeit und Kooperation, die wir hier vorgefunden haben. Ja ich kann sagen das geht weit über das Training hinaus. Das reflektiert auch die Entschlossenheit von Deutschland sich für den Frieden auf der ganzen Welt einzusetzen.“, , so Lieutnant Colonel Mohammed Mabrouk Egypt Chief of Training and international Cooperation.
Als die Patrouille im Hafen ankommt tritt eine Ausnahmesituation ein: Einer der Bürger des fiktiven Staates hat einen Herzinfarkt. Die drei Militärbeobachter müssen hier Hand in Hand zusammenarbeiten um das Leben des Mannes zu retten. Währenddessen wird die Reanimationspuppe von einem Bundeswehrnotarzt ferngesteuert um das Szenario möglichst realistisch zu gestalten. Mit diesen Rahmenbedingungen kommen die Teilnehmer schon gut zurecht.
„Wir sind heute natürlich erst am zweiten Tag der Ausbildung. Die Übung ist in fünf Tagen zu Ende. Aber schon die ersten Tage geben einen guten Eindruck. Die Lehrgangsteilnehmer sind in der Lage angekommen, sie machen das was wir vorher ausgebildet haben schon sehr zweckmäßig. Also es gibt kaum Dinge die wir noch verbessern können. Und damit bin ich sehr zufrieden schon am ersten Tag.“, so Klaffus.
Letztendlich können die Militärbeobachter die Person retten und in Sichterheit bringen. In den nächsten Tagen werden sie zahlreiche Situationen wie diese durchlaufen, damit sie im Einsatz vorbereitet sind und wissen was zu tun ist. Im Ernstfall kann die richtige Vorgehensweise nämlich nicht nur ein Leben retten.