Natürliche Pflanzenschutzmittel statt künstlicher Stoffe in der Landwirtschaft, das setzen bereits einige unterfränkische Landwirte um. Die Interessengemeinschaft „Lebendiger Boden – Probiotischer Weinbau“ hat sich gestern bereits zum fünften Mal getroffen – in der Eußenheimer Manufaktur gab es reichlich Gesprächsstoff: Austausch unter den Landwirten zu neuen Ansätzen, Analysen und eine Vorstellung von möglichen Produkten standen auf dem Programm.
Der flächendeckende Einsatz von Antibiotika führt zu weniger Ernte und zu vitamin- und mineralarmen Pflanzen – nur etwa 15-20 Prozent verbleiben so in den Endprodukten. Dem möchte Jürgen Amthor mit natürlichen Mitteln entgegenwirken. Sogenannte Effektive Mikroorganismen, kurz EM, die man auch unter dem Begriff Fermentation kennt, werden im Frühjahr und im Herbst auf Böden und Pflanzen gesprüht und sollen die Antwort sein.
Auf dem Weinberg wird hüfthohes Gras zwischen den Reben stehen gelassen und mit EM behandelt, sodass letztlich eine Humusschicht entsteht. Die angestrebten 5 Prozent Humusgehalt sind hier noch nicht ganz erreicht, aber daran wird momentan noch gearbeitet. Beim direkten Bodenvergleich mit einem herkömmlich behandelten Weinberg schneidet der seit 2020 natürlich behandelte deutlich besser ab. Die Erde ist gut durchwurzelt und speichert das Wasser. Ergänzt werden die Mikroorganismen vom Komposttee, der aus Wurmkompost gewonnen wird. Zusammen mit Kohle, Mykorrhizapilzen und Gerstenmalzsyrup wird das Gemisch, je nach Menge, ein bis zwei Tage lang mit Sauerstoff aktiviert.
Durch den Ukraine-Krieg schießen die Preise für Kunstdünger in die Höhe, daher ist die natürliche Variante durchaus konkurrenzfähig – auf lange Sicht sowieso. Die Kosten für einen Hektar liegen bei 80-100 Euro, mit der konventionellen Methode in der Regel bei mehreren Hundert Euro. Die Interessensgemeinschaft „Lebendiger Boden – Probiotischer Weinbau“, zu der Jürgen Amthor gehört, wurde letztes Jahr gegründet und zählt momentan rund 60 Winzer, die sich immer wieder zu ihren Fortschritten austauschen. Mit humusreichen Böden wird mehr CO2 gespeichert, daher versucht die IG möglichst viele Winzer dazu zubewegen, auf die natürliche Variante umzusteigen.