Der Bezirk Unterfranken möchte den Schlammpeitzger, eine bedrohte und seltene Kleinfisch-Art, wieder ansiedeln. „Gewitterfurzer“ wie die einheimischen Fische auch genannt werden, stehen mittlerweile auf der roten Liste und gelten bei uns in Unterfranken als verschollen. Wir waren bei der Aussetzaktion dabei und verraten Ihnen auch – woher der Fisch seine kuriosen Namen hat.
Aufregung bei den Schlammpeitzgern – einer sehr seltener Süßwasserfischart. Denn heute soll es für die Nachzuchten des Bezirks Unterfranken in die Freiheit gehen. Doch davon wissen die einjährigen Fische noch nichts – und wenn Schlammpeitzger aufgeregt sind, dann pupsen sie. Bei genauem Hinsehen verraten es die kleinen aufsteigenden Bläschen. Ein Fisch mit besonderen Fähigkeiten. Zum einen kann er Gewitter vorhersagen. Dann wird er ganz ruhig und schwimmt an die Wasseroberfläche. Zum anderen kann er über dem Wasser Luft aufnehmen. Die wird dann hinuntergeschluckt und in der Darmschleimhaut aufgenommen. Die restliche Luft wird aus dem After ausgestoßen. Deshalb „Furzfisch“.
Behutsam wird die wertvolle Fracht verpackt. Denn der Bestand des Schlammpeitzgers wird in Deutschland als stark gefährdet eingestuft – in der neuen Roten Liste Bayerns ist er sogar als vom Aussterben bedroht gelistet. Und das obwohl der kleine aalartige Fisch eigentlich ein echter Überlebenskünstler ist. Beispielsweise vergräbt er sich gern im Schlamm um dort trockene Zeiten zu überstehen.
Eingetütet geht es für die Nachzuchten nun auf den Weg in flache, schlammreiche und bewachsene Gewässer. Lebensräume in denen sich der Schlammpeitzger wohl fühlt, die in der Region aber kaum noch vorkommen. Angekommen an der zukünftigen Kinderstube wird zunächst die Wassertemperatur gemessen und angeglichen – denn ein Temperaturschock wäre ganz und gar nicht gut. Den großen Zuchterfolg des Teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb in Maidbronn will man immerhin lieber nicht riskieren.
Im ersten Lebensjahr hat der Fischnachwuchs mit den zehn markanten Bartfäden bereits 12 Zentimeter erreicht und das bei einer Gesamtlänge von gerade einmal 30 Zentimetern. Rund 500 der Exemplare bekommen jetzt im Landkreis Kitzingen ein neues Zuhause. Sie dürften sich hier im Gewerbegebiet Goldberg, im Schwarzenauer See und in einem Stillgewässer zwischen Köhler und Neuses am Berg so richtig wohl fühlen. In zwei bis drei Jahren – wenn die Fische geschlechtsreif sind – soll der Bestand noch einmal kontrolliert werden. Dann sollten die ausgesetzten Schlammpeitzger hoffentlich für viele kleine „Pupser“ gesorgt haben.