Fr., 01.08.2025 , 15:01 Uhr

Gedenken an die Opfer - Kranzniederlegung am Sinti- und Roma-Mahnmal in Würzburg

Sie wurden als „asozial“ abgestempelt, als „nicht deutsch“ ausgegrenzt – rund 500.000 Sinti und Roma wurden während des Nationalsozialismus entrechtet, deportiert und ermordet. Auch in Würzburg fielen etwa 300 Menschen dieser Minderheit dem NS-Regime zum Opfer. Am Holocaust-Mahnmal auf dem Paradeplatz wurde nun ihrer gedacht – und zugleich ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung gesetzt.

Mahnendes Schweigen am Paradeplatz

Rund 40 Menschen versammelten sich gemeinsam mit Würzburgs dritter Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg am Mahnmal, um den Opfern zu gedenken. In stiller Andacht legten sie Kränze nieder und erinnerten an die unermesslichen Verbrechen der NS-Zeit.

„Ich finde es sehr traurig – und gleichzeitig bedeutsam – dass wir immer noch Gedenken müssen, weil wir gesellschaftlich nicht weitergekommen sind. Wieder gibt es Ressentiments gegen Sinti und Roma“, so Roth-Jörg. Die Stadt Würzburg wolle klar Stellung beziehen gegen diese Entwicklungen.

Erinnerung als politisches Zeichen

Auch Nino Schneeberger vom Landesverband für Sinti und Roma mahnt zur Wachsamkeit:
„Wenn man sieht, wie sich die politische Lage in Deutschland verändert, wie rechtsradikale Parteien an Einfluss gewinnen und die gesellschaftliche Mitte nach rechts driftet, dann müssen wir erinnern, was vor 81 Jahren passiert ist – und dürfen das niemals vergessen.“

Das Mahnmal in Form eines Metallwürfels erinnert nicht nur an die Opfer der Vergangenheit. Es soll auch mahnen, dass Ausgrenzung und Hass nicht wieder Raum greifen dürfen – und dazu beitragen, Sinti und Roma in unserer Gesellschaft sichtbarer zu machen.

Bildung und Begegnung gegen Vorurteile

Für Nino Schneeberger ist das Gedenken auch eine persönliche Angelegenheit: Seine Urgroßeltern überlebten Auschwitz, sein Großvater musste sich vor dem NS-Regime verstecken. Dass es auch heute noch Vorurteile gegenüber Sinti und Roma gibt, ist für ihn schwer zu begreifen.

Judith Roth-Jörg betont, wie wichtig Bildung und persönliche Begegnung sind, um Vorurteile abzubauen: „Nur wenn wir einander kennenlernen, erkennen wir, dass wir einfach alle Menschen sind – mit denselben Hoffnungen, Sorgen und Rechten.“

Erinnern reicht nicht – handeln ist gefragt

Das Gedenken am Würzburger Paradeplatz macht deutlich: Erinnerung ist wichtig, aber sie allein genügt nicht. Antiziganismus – die Diskriminierung von Sinti und Roma – ist bis heute Realität. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie diese, die die Vergangenheit sichtbar machen, aber zugleich den Blick in die Zukunft richten: Für eine offene, vielfältige und respektvolle Gesellschaft.

Untertitel wurden automatisiert erstellt
Antiziganismus Begegnung Bildung Diskriminierung Holocaust Mahnmal Roma Sinti Würzburg

Das könnte Dich auch interessieren

11.11.2024 04:00 Min Würzburg gedenkt der Pogromnacht - Mit Bildung und Begegnungen gegen Hass, Hetze und Antisemitismus seit in ganz Deutschland in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 jüdische Menschen, Geschäfte und Institutionen angegriffen, geplündert und verwüstet wurden. Um diesem Pogrom zu gedenken, kamen am Freitag auch in Würzburg mehr als hundert Menschen am Platz der ehemaligen Synagoge in der Domerschulstraße zusammen. Erinnerung und Mahnmal Ein steinerner Davidstern erinnert 05.05.2025 03:42 Min Würzburg zieht an einem Strang – Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung Häufig müssen Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag Benachteiligungen erfahren – das können etwa diverse Barrieren im Stadtbild sein oder aber auch die direkte Diskriminierung durch Mitmenschen. Die „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland“ wollte das nicht einfach weiter hinnehmen und rief bereits 1992 den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ins Leben. Jährlich 04.09.2025 03:45 Min Wie geht es nach der Sommerpause weiter? - Alexander Hoffmann über Streitkultur und Zusammenarbeit im Bundestag Früher wurde im Bundestag heftig gestritten – doch am Ende stand oft ein Kompromiss. Heute wirkt es, als ginge es mehr um persönliche Angriffe als um Lösungen. Genau darüber haben wir mit dem Unterfranken Alexander Hoffmann, dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Bundestag gesprochen. Zu zweit oder entzweit? Bei Union und SPD war in den vergangenen 04.09.2025 03:06 Min Mehr als nur Würfel und Karten – Fantasy-Spiele Würzburg e.V. feiert zehnjähriges Jubiläum Seit mittlerweile einem Jahrzehnt bietet der Verein Fantasy-Spiele Würzburg e.V. eine Heimat für alle, die Freude an Gesellschaftsspielen haben. Mit über 300 Mitgliedern ist er längst eine feste Größe in der Region. Das Angebot reicht von klassischen Brettspielen über Table Top und Pen & Paper bis hin zu Kartenspielen wie Magic: The Gathering. Im Vereinsheim