Sie wurden als „asozial“ abgestempelt, als „nicht deutsch“ ausgegrenzt – rund 500.000 Sinti und Roma wurden während des Nationalsozialismus entrechtet, deportiert und ermordet. Auch in Würzburg fielen etwa 300 Menschen dieser Minderheit dem NS-Regime zum Opfer. Am Holocaust-Mahnmal auf dem Paradeplatz wurde nun ihrer gedacht – und zugleich ein Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung gesetzt.
Rund 40 Menschen versammelten sich gemeinsam mit Würzburgs dritter Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg am Mahnmal, um den Opfern zu gedenken. In stiller Andacht legten sie Kränze nieder und erinnerten an die unermesslichen Verbrechen der NS-Zeit.
„Ich finde es sehr traurig – und gleichzeitig bedeutsam – dass wir immer noch Gedenken müssen, weil wir gesellschaftlich nicht weitergekommen sind. Wieder gibt es Ressentiments gegen Sinti und Roma“, so Roth-Jörg. Die Stadt Würzburg wolle klar Stellung beziehen gegen diese Entwicklungen.
Auch Nino Schneeberger vom Landesverband für Sinti und Roma mahnt zur Wachsamkeit:
„Wenn man sieht, wie sich die politische Lage in Deutschland verändert, wie rechtsradikale Parteien an Einfluss gewinnen und die gesellschaftliche Mitte nach rechts driftet, dann müssen wir erinnern, was vor 81 Jahren passiert ist – und dürfen das niemals vergessen.“
Das Mahnmal in Form eines Metallwürfels erinnert nicht nur an die Opfer der Vergangenheit. Es soll auch mahnen, dass Ausgrenzung und Hass nicht wieder Raum greifen dürfen – und dazu beitragen, Sinti und Roma in unserer Gesellschaft sichtbarer zu machen.
Für Nino Schneeberger ist das Gedenken auch eine persönliche Angelegenheit: Seine Urgroßeltern überlebten Auschwitz, sein Großvater musste sich vor dem NS-Regime verstecken. Dass es auch heute noch Vorurteile gegenüber Sinti und Roma gibt, ist für ihn schwer zu begreifen.
Judith Roth-Jörg betont, wie wichtig Bildung und persönliche Begegnung sind, um Vorurteile abzubauen: „Nur wenn wir einander kennenlernen, erkennen wir, dass wir einfach alle Menschen sind – mit denselben Hoffnungen, Sorgen und Rechten.“
Das Gedenken am Würzburger Paradeplatz macht deutlich: Erinnerung ist wichtig, aber sie allein genügt nicht. Antiziganismus – die Diskriminierung von Sinti und Roma – ist bis heute Realität. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie diese, die die Vergangenheit sichtbar machen, aber zugleich den Blick in die Zukunft richten: Für eine offene, vielfältige und respektvolle Gesellschaft.