Di., 17.05.2022 , 18:00 Uhr

Gegen das Vergessen – Veranstaltung zum Thema Antisemitismus in Würzburg

Wer denkt, dass mit dem Ende des 2. Weltkrieges der Antisemitismus in Deutschland Geschichte war, der irrt sich.  Judenfeindlichkeit existiert auch im 21. Jahrhundert. Damit sich die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit nicht wiederholen, muss Aufklärungsarbeit geleistet werden. Gestern Abend fand dazu erneut eine Veranstaltung im Jüdischen Gemeindezentrum Shalom Europa in Würzburg statt. Initiator Paul-Thomas Hinkel hat die Veranstaltung germeinsam mit der VdK Würzburg HeidingsfeldHeuchelhofRottenbauer  sowie Würzburgs Neuer Mitte durchgeführt.

Eine tragische Liebesgeschichte

Mit liebevollen, rührenden Worten erzählt Horst Selbiger vom Kennenlernen seiner ersten großen Liebe. Sie gingen beide auf eine jüdische Schule, von nichtjüdischen Kindern wurden sie unlängst ausgegrenzt. Einige Jahre später, den Tod vor Augen, gaben sie sich Anfang 1943 ein Versprechen. Das Versprechen, dass derjenige, der dieses unmenschliche Massenmorden überlebt, der Nachwelt davon erzählen soll.

Zeitzeuge berichtet vom Massenmord

Dieses Versprechen konnte nur Horst Selbiger halten. Und doch vergingen 70 Jahre, bis er darüber sprechen konnte. Heute ist der Holocaust-Überlebende 94-Jahre alt und hat vor vier Jahren das Buch „Verfemt, Verfolgt, Verraten“ veröffentlicht. Auf Einladung des Ortsverbands VdK Würzburg berichtet er im Jüdischen Gemeindezentrum Shalom Europa über seine Lebensgeschichte als jüdischer Bürger mit allen Höhen und Tiefen. Seine Erfahrungen mit Rassismus und Faschismus zu schildern, und sie besonders der jungen Generation weiterzugeben ist dem Zeitzeugen wichtig.

Antisemitismus heute noch präsent

Auch im 21. Jahrhundert hat das Thema Antisemitismus Deutschland noch nicht losgelassen hat. Erschreckender weise hat die Zahl judenfeindlicher Vorfälle in Bayern 2021 deutlich zugenommen. Laut dem Jahresbericht des bayerischen Landesverbandes der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus wurden 447 antisemitische Vorfälle erfasst – im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Zuwachs von 82 Prozent. Und auch Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen hätten laut Dr. Josef Schuster als Brandbeschleuniger des Antisemitismus fungiert.

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