In Gaukönigshofen im Landkreis Würzburg gibt es derzeit reichlich Diskussionen. Der Grund: Ein neues Gewerbegebiet soll im Bereich am Klingenbach entstehen. Das Vorhaben von Bürgermeister und Gemeinderat schmeckt vielen Bürgerinnen und Bürgern der 2.500-Seelen-Gemeinde aber scheinbar gar nicht – es steht ein Bürgerentscheid an.
Im beschaulichen Gaukönigshofen sind die Fronten seit geraumer Zeit verhärtet. Auf dieser rund fünf Hektar großen Fläche am Klingenbach möchte die Gemeinde ein Gewerbegebiet bauen. Seit 2002 ist das Gelände als Potenzialfläche zur Entwicklung im Besitz der Gemeinde, ein Landwirt ist Pächter. Im Dezember wurde hier eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Die Kosten für die Erschließung der Fläche lägen bei 3,8 Millionen Euro. Den Grundstückswert hinzugenommen käme man auf Gesamtkosten von 5,5 Millionen Euro und einen Grundstückspreis von rund 145 Euro. Im November hatte sich die Bürgerinitiative um Maria Bleß gegründet. Ein fester Kern von rund 10 Personen hat seitdem Informationsveranstaltungen in den verschiedenen Ortsteilen organisiert. Gründe gegen das geplante Gewerbegebiet kennt Bleß viele.
Einige Interessenten hat die Gemeinde wohl an der Hand, von neun ist die Zahl allerdings wieder auf aktuell drei geschrumpft. Bürgermeister Johannes Menth weiß, dass Gewerbetreibende ihre Vorhaben zeitnah umsetzen möchten und nicht erst in ein paar Jahren. Das befürchtete Schuldenrisiko schätzt er als nicht so dramatisch ein. Menth betont dabei noch einmal, dass das Landratsamt ja auch ein Auge auf die Pläne wirft und im Falle einer etwaigen Selbstüberschätzung einschreitet und das Vorhaben unterbindet. Für den Unmut in der Bevölkerung hat er aber teilweise Verständnis. Es gibt vieles, was die Bürgerinitiative an den Plänen zu kritisieren hat. Da gäbe es zum einen die möglichen entstehenden Emissionen, die durch die Westwindzone in die Rosengarten-Siedlung und die angrenzende Schule getragen würden. Oder dass wieder eine Grünfläche mit gutem Boden versiegelt würde. Doch vor allem wirft sie der Gegenseite vor, nicht ausreichend kommuniziert zu haben. Das hat Bürgermeister Menth aber nicht ganz so drastisch wahrgenommen.
Durch das Einreichen des Bürgerbegehrens musste die Gemeinde ihre Arbeiten vorerst einstellen. Innerhalb von drei Monaten hat dann der Bürgerentscheid zu folgen. Um Ressourcen in der Gemeinde zu sparen, wurde der Termin auf den 9. Juni, den Tag der Europawahl gelegt. Dann ist es schließlich so weit: Die große Frage an alle betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Um ihr Ziel zu erreichen, muss die Bürgerinitiative 20 Prozent sowie die Mehrheit der abgegebenen Stimmen erhalten. Nun folgen aber erst einmal drei weitere Informationsveranstaltungen, bei denen Bürgermeister und Initiative die gleiche Redezeit haben. Möglicherweise kommt man sich hier im Dialog wieder etwas mehr entgegen. Also eigentlich das, was sich beide Seiten wünschen: Gemeinsam an einem Strang zu ziehen.