Schuld und Vergebung – so heißt das diesjährige Motto des Mozartfestes. Das Begriffspaar spielt immer dann eine Rolle, wenn Konflikte, egal welcher Art, Narben in unserer Gesellschaft hinterlassen. Diese seelischen Verletzungen der Menschen, die von Krieg und Terror betroffen sind, werden in dem musiktheatralen Stück „Hell ist die Nacht“ beleuchtet. Und obwohl die Installation im Jahr 1945 spielt, könnte sie wohl kaum aktueller sein.
Verborgen in der Würzburger Innenstadt liegt unter der Erde ein ganz besonderer Ort, der auch heute noch Geschichte atmet. Hier im Luftschutzkeller der Kongregation der Schwestern des Erlösers haben im März 1945 rund 300 Soldaten, 200 Schwestern sowie Bürgerinnen und Bürger die verheerende Bombennacht überlebt. Und hier geht das Mozartfest in diesem Jahr mit einem Musiktheater auf eine Erinnerungsreise, auf eine Spurensuche, auf den Weg der Aufarbeitung von Schuld und Vergebung.
Dabei bewegen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer, ähnlich wie bei einem Wandelkonzert, durch die Räumlichkeiten des Mutterhauskomplexes. Durch den ehemaligen Speisesaal, die erhaltene historische Küche bis in den Luftschutzkeller. Und dabei werden immer wieder auch die Grenzen des Realismus überschritten – so wird die alte Küche beispielsweise zur grünen Blumenwiese. Und auch die Kostüme changieren zwischen den Welten.
In einer intimen Atmosphäre werden Antworten auf die brennendsten Fragen gesucht: Was hat dieses globale Phänomen von Krieg für Auswirkungen auf die beiden Individuen? Wie geht man damit, die Pflicht zu erfüllen, also Soldat in einen Krieg zu ziehen? Wie geht man damit um einen geliebten Menschen zu gehen zu lassen – mit der Frage, ob dieser Mensch jemals wiederkommt? Und was passiert mit der gemeinsamen Zukunft? Diese Antworten aus Tagebucheinträgen, Zitaten und Musiken werden Stück für Stück verwoben. Im Luftschutzkeller verdichten sich dann die Erinnerungen der Würzburger Schreckensnacht durch die Zeitzeugenberichte zu einer schwerwiegenden Frage nach Schuld und Versöhnung.
Die Werke der sogenannten Kahlschlag- oder Trümmerliteratur aus der Nachkriegszeit bekommen angesichts der weltpolitischen Lage in Osteuropa und im Nahen Osten eine erschreckende Aktualität. Ein Vers aus einem dieser Werke gibt dem Musiktheater seinen Namen: „Hell ist die Nacht, hell ist die Nacht, die uns Herzen erfand, hell ist die Nacht!“. Hinter diesem Paradox verbirgt sich nicht nur das ganz konkrete Bild einer lichterloh brennenden, nächtlichen Stadt, sondern auch eine unwirklich Hoffnung auf Versöhnung. Eine gegensätzliches Bild das für so vieles stehen kann, an so vielen Orten der Erde.