Es war eines der prägendsten Kunstprojekte der vergangenen Mozartfest-Jahre – und es hat weit über Würzburg hinaus Aufmerksamkeit bekommen: „Hell ist die Nacht“. Die musiktheatrale Installation, jüngst ausgezeichnet mit dem Opus Klassik, wird nun in einem aufwendig gestalteten Buch bewahrt. Die Publikation wurde im Honorinesaal der Kongregation der Schwestern des Erlösers vorgestellt. Wir waren vor Ort.
Ein Projekt zwischen Erinnerungskultur, Stadtgeschichte und zeitgenössischer Kunst -“ Hell ist die Nacht“ hat in den beiden vergangenen Mozartfest-Ausgaben für starke Resonanz gesorgt. Jetzt liegt die Produktion als Buch vor. Ein Herzensprojekt, das viel mehr sein will als eine simple Dokumentation. Für Intendantin Evelyn Meining markiert die Produktion, die nun in Buchform mündet, einen echten Meilenstein für das Mozartfest. Sie betont, dass das Festival damit zeigt, wie sehr es sich als zeitgenössisches Kunstereignis versteht. Immer wieder werde man damit konfrontiert, lediglich Tradition zu pflegen – doch das Mozartfest sei fest im Hier und Jetzt verankert.
Gleichzeitig sieht Meining ein Musikfestival in der Verantwortung, sich mit den Fragen der Gegenwart auseinanderzusetzen. Die Produktion bot die Chance, Haltung zu zeigen – auch zu der immer wieder diskutierten Frage, wie politisch Kunst sein darf oder sein muss und wie viel Freiheit sie braucht. Mit „Hell ist die Nacht“ sei eine ästhetische Sprache für ein Ereignis gefunden worden, das die Stadt geprägt hat und nicht in Vergessenheit geraten dürfe. Auch sei das Stück weit mehr als ein lokalhistorisches Projekt, so Meining. Gerade in seiner Allgemeingültigkeit liege seine Bedeutungskraft. Damit die Produktion über die insgesamt 16 Aufführungen in den Mozartfest-Jahrgängen 2024 und 2025 hinaus Bestand hat, wurde das Buch geschaffen. Es bewahre die Geschichte, mache sie nachlesbar und sinnlich erfahrbar – mit Texten, Bildern und Verweisen auf die Musik, die das Projekt getragen hat.
Carolin Goll, die redaktionell am Buch mitgearbeitet hat, beschreibt die besondere Herausforderung, Musik in ein anderes Medium zu übertragen. Fotos und Texte könnten zwar Stimmungen transportieren, doch die Musik selbst bleibe nur mitschwingend präsent – eine bewusste Transformation, die es ermögliche, das Werk in Buchform zu übersetzen. Eine Umrahmung durch die Entstehungsgeschichte und die theaterwissenschaftliche Einordnung tragen zum leichten Verständnis bei – auch wenn man das Stück vielleicht gar nicht gesehen hat. Für Goll war das Stück selbst ein beeindruckendes Erlebnis, weil es Erinnerungskultur auf eine neue, sinnliche Weise zugänglich macht. Ohne erhobenen Zeigefinger eröffnet es einen emotionalen Zugang zur Stadtgeschichte und zu Zeitzeugenberichten, von denen einige erstmals im Buch veröffentlicht werden. So können sie bewahrt und dauerhaft erinnert werden.
Das Mozartfest stellt künftig Klassensätze des Buches für Schulen zur Verfügung. Gemeinsam mit den Erlöserschwestern möchte man junge Menschen dabei unterstützen, sich mit der Zeit um 1945 auseinanderzusetzen. Dieses Eintauchen in die Materie kann etwa in den Fächern Kunst, Musik, Geschichte und Deutsch geschehen. Das Buch „Hell ist die Nacht“ erscheint im Verlag „Theater der Zeit“. Ein Buch, das nicht nur dokumentiert, sondern die Erinnerung an das, was war – und an das, was bleibt – auf eindrucksvolle Weise fortschreibt.