Hokkaido und Butternut – die kennen Sie bestimmt. Doch was Silke Schwarz auf ihrem Kürbishof im kleinen Dörfchen Brünn im Landkreis Haßberge anbaut, lässt selbst echte Kürbisfans staunen. Über 70 verschiedene Sorten wachsen hier – von winzig klein bis riesengroß, von knallorange bis tiefgrün, von süß bis herzhaft. Dabei hat die Landwirtin hat ihren Hof erst vor sieben Jahren auf Kürbis umgestellt – doch seit sie das Multitalent für sich entdeckt hat, ist sie regelrecht kürbisverrückt.
Hier ist der Herbst zuhause. Wo man hinschaut, leuchten Kürbisse in allen Farben, Formen und Größen – rund, länglich, gerippt, orange, grün oder fast weiß. Auf dem Hof von Silke Schwarz in Brünn zeigt sich der Herbst von seiner buntesten Seite. Über siebzig verschiedene Sorten wachsen hier – und jede hat ihren eigenen Charakter.
„Die Nachfrage nach Kürbis steigt auf jeden Fall immer weiter an, auch noch Raritäten, sage ich jetzt mal abseits vom Hokkaido, Butternut und Spaghetti. Ich habe mir auf jeden Fall zur Aufgabe gemacht, diese Sorten, die nicht bekannt sind, den Verbrauchern zu erklären und auch, was man daraus machen kann. Die große Schwierigkeit ist immer dabei für den Verbraucher, er sieht zwar den Kürbis, aber er weiß nicht, was er damit machen soll. Und eine Idee ist jetzt auch von mir, eben diese ganzen Kürbisse zu sammeln, Rezepte zu kreieren oder zu schauen, was machen andere, was kann man daraus machen? Und dann ein Rezeptbuch zu veröffentlichen. Das ist jetzt so mein nächstes Ziel eigentlich.“, so die kürbisverrückte Landwirtin.
Für Silke Schwarz ist der Kürbis längst mehr als nur ein hübsches Herbstgemüse – er ist zu einem echten Lebensprojekt geworden. Angefangen hat alles vor sieben Jahren, mit gerade einmal 1.000 Quadratmetern Versuchsfläche. Damals hieß es erst mal: ordentlich neues Wissen draufpacken – Bücher wälzen, andere Höfe besuchen, viel büffeln. Die ersten Kerne steckte sie dann per Hand in die Erde. Einige waren anfangs skeptisch, doch Silke ließ sich nicht beirren.
„Ich bin im Urlaub gewesen in Bergen. Es gibt für mich nichts Schöneres, als die Berge und wie wir heimgefahren sind, war auch im Herbst, sind wir an so einem Selbstbedienungsstand vorbeigefahren und ich habe die angeschaut und dann hab ich sofort gebremst und bin umgedreht und habe mir die angeschaut. Und da war ich schon in der Meisterschule und man rechnet dann immer einen Ist- und einen Soll-Betrieb und dann habe ich mir gedacht, das wär doch was und dann habe ich mir einen gekauft. Ich bin dann heim, hab den meinem Vater auf den Tisch gelegt und habe gesagt, ich habe eine Idee, wohin wir meinen Betrieb entwickeln können.“, schwärmt Silke Schwarz.
Mittlerweile helfen bei der Ernte die ganze Familie, die Freunde und das halbe Dorf gleich mit. Wenn die Kürbisse dann vom Feld kommen, geht’s ab in die hauseigene Kürbiswaschanlage – ja, richtig gehört. Da werden sie ordentlich durchgebürstet, bis sie in all ihrer Farbenpracht leuchten. Rund 300 bis 500 Arbeitsstunden stecken pro Hektar in Anbau, Pflege und Vermarktung. Zum Vergleich: Beim Getreide sind es gerade einmal sechs bis zwölf Stunden.
„Der Jahresablauf beginnt eigentlich schon immer im Herbst oder Winter, da ziehen wir eine Ackerfurche, weil der Kürbis möchte im Mai einen schönen, tiefgründigen, lockeren Boden haben. Wir ackern deswegen, danach wird abgeeggt und irgendwann im Mai meistens oder eigentlich immer nach den Eisheiligen fangen wir dann das Säen an. Danach ist dann natürlich im Striegeln und Hacken und im August geht es dann schon mit dem Ernten los, also die ersten Sommerkürbisse. Danach kommen dann die ersten Winterkürbisse und den Abschluss machen dann die Halloweens und die Moschuskürbisse.“, so die junge Landwirtin.
Die Kürbisse landen schließlich an Selbstbedienungsständen, in der Gastronomie und in den umliegenden Supermärkten. Wer da seine Kürbisse kauft sollte darauf achten dass der Stil verholzt ist und dass die Schale unversehrt ist. Zwischen 10 – 12 Grad und bei 50 – 70 % Luftfeuchtigkeit hält der Kürbis dann auch je nach Sorte bis ins nächste Frühjahr. Kartoffelkeller sind dem Herbstgemüse allerdings zu feucht. Wer den Kürbis lieber gleich essen möchte, aber nicht gleich im ganzen Stück sollte folgendes beachten:
„Es gibt da einfach drei Möglichkeiten: entweder für Marmelade und Chutneys, da muss der Kürbis natürlich geeignet sein. Dann die andere Variante ist Einfrieren. Kürbis lässt sich super portionsweise einfrieren. Und die dritte Variante ist, man kann den Kürbis bis zu 1 bis 2 Wochen im Kühlschrank eingepackt in der Frischhaltefolie auch noch lagern.“, so Silke Schwarz.
Ob süß oder herzhaft, gekocht, gebacken oder einfach nur schön anzusehen – Silke Schwarz zeigt mit ihren über siebzig Kürbissorten, wie bunt, vielfältig und ideenreich Landwirtschaft in Unterfranken sein kann. Und sie zeigt, der Herbst in Unterfranken schmeckt – und zwar nach der Vielfalt, die unsere Heimat schon immer ausmacht.