Di., 22.07.2025 , 18:00 Uhr

Hier ist der Name Programm – Klara Oppenheimer Schule mit Würzburger Friedenspreis ausgezeichnet

Frieden, Völkerverständigung oder Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen. Das sind Werte, nach denen das Komitee des Würzburger Friedenspreises Ausschau hält. Am Sonntag wurde dieser bereits zum 31. Mal verliehen. Gewonnen hat die Klara-Oppenheimer-Schule – bei der der Name Programm ist.

Klaras Bewegende Geschichte

Wertschätzung zeigen – Vielfalt leben – Kompetenzen fördern. Das ist das Leitbild der Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg. Ein Leitbild, das im Schulalltag viel Raum einnimmt, genauso wie die Namensgeberin der Schule: Klara Oppenheimer. Sie war eine Lehrerin, Frauenrechtlerin und die erste Ärztin mit eigener Praxis und Kassenzulassung in Würzburg. Und: Sie war Jüdin. Am 23. September 1942 wurde Klara Oppenheimer nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 17. Mai 1943 ums Leben kam. Eine bewegende Lebensgeschichte, die nun auf der von Lehrkräften und Schülern entworfenen Klara-Oppenheimer-Route durch Würzburg wieder lebendig wird – und dem Projekt den Würzburger Friedenspreis eingebracht hat.

„Das ist schon beeindruckend. Wenn vor allen Dingen junge Menschen, angestiftet durch ihre Lehrkräfte und durch die Namensgeberin Clara Oppenheimer, wenn die sich beschäftigen: Was ist Demokratie? Was ist eigentlich die Basis unseres Zusammenlebens? Warum können wir hier seit Jahrzehnten Frieden genießen? Das ist doch keine Selbstverständlichkeit. Und dass da eine Schule sich so bezieht auf ihre Namensgeberin Klara Oppenheimer und das in die Gegenwart transportiert, das ist wirklich vorbildlich. Und das ist ja der Gedanke, vom Würzburger Friedenspreis, Vorbild zu sein. Vielleicht für andere Schulen, für andere Gruppen von jungen Menschen jetzt und heute zu gucken, was sind die Wege zum Frieden?“, so Andreas Schrappe vom Komitee des Würzburger Friedenspreises.

Anerkennung durch Dr. Josef Schuster

Der mit 3.000 Euro dotierte Würzburger Friedenspreis wurde in diesem Jahr bereits zum 31. Mal verliehen. Wie auch schon in den Jahren zuvor nahmen an der Veranstaltung namhafte Persönlichkeiten teil, darunter einige Landtagsabgeordnete sowie der Bundestagsabgeordnete Aaron Valent. Ein Gast überraschte in diesem Jahr aber sogar das Komitee des Friedenspreises: Der Präsident des Zentralrates des Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, erschien ebenfalls zur Preisverleihung. Ihm ging es darum, Anerkennung für das Projekt zu zeigen, das die Erinnerungskultur bei Jugendlichen wieder in den Vordergrund rückt.

„Ich glaube, es ist ausgesprochen wichtig. Denn Erinnerungskultur, der Sinn und Zweck einer Erinnerungskultur, da geht es nicht darum, aufzuzeigen, was war. Sinn und Zweck muss sein, zu verhindern, dass Dinge, die geschehen sind, negative Dinge, die geschehen sind, sich jemals wiederholen könnten“, so Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

In sechs Stationen durch Würzburg

Dinge, wie die Deportation und der Massenmord an Jüdinnen und Juden im Dritten Reich – dem auch Klara Oppenheimer zum Opfer fiel. Auch das wird auf der Route thematisiert, die in sechs Stationen durch Würzburg führt. Vorher erfährt man jedoch auch viel über ihr Leben und Wirken. Beginnend an ihrem Stolperstein in der Friedenstraße erfährt man mithilfe eines von der Schule dort angebrachten QR-Codes mehr über Klaras Ankunft in der Domstadt. Eine andere Station am Kürschnerhof beschäftigt sich mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die Frauenrechte und ihrer Arbeit als Medizinerin. Die Informationen zu den einzelnen Stationen gibt es dann mittels Audioguide oder in Textform – alles die Arbeit der Schülerinnen und Schüler.

„Ich habe es bei meinen eigenen Kindern gesehen, wie ungläubig und unvorbereitet sie auf Machtarchitektur der Nazis gestoßen sind und gleichzeitig noch nicht erkennen konnten, welche Ausmaße es auf einzelne menschliche Schicksale genommen hat. Und es hat mich bestärkt, dass wir gemeinsam mit unseren Schülern das Ganze entwickeln. Denn nur mit unseren Schülern kriegt das ganze Hand und Fuß eine Bodenhaftung und wird auch sprachlich so verfasst, dass es akzeptiert wird“, erklärt Norbert Sierl, Schulleiter der Klara-Oppenheim-Schule.

Weiterentwicklung des Projekts

Um Klaras unermüdliches Engagement hervorzuheben, hat sich die Schule selbst für die Preisverleihung noch etwas einfallen lassen: Denn Klara Oppenheimer selbst nahm an der Veranstaltung teil und bekam von Lehrkräften und Schülerinnen mit rührenden Worten Anerkennung für ihre Taten.
Übrigens: Mit der Klara-Oppenheimer-Route ist das Projekt der Schule noch nicht beendet. Es gibt genug Ideen das Ganze weiter auszubauen.

„Das eine ist das Angebot an die Öffentlichkeit über unsere Homepage buchbar, die Klara Oppenheimer Route als geführte Route zu besuchen. Das ist kostenfrei. Das ist ein Angebot von uns an jeden Interessierten, auch an Lehrkräfte in Würzburg, die Erinnerungskultur betreiben oder kennenlernen wollen. Das ist so mal das Angebot, das sich sehr schnell umsetzen lässt. Es schwebt uns schon auch im Kopf vor, dieses Projekt weiterzuentwickeln“, so Norbert Sierl.

Wie das genau aussehen kann? Hier empfiehlt es sich, einfach immer mal wieder auf der Homepage der Schule vorbeizuschauen – die mit dem Thema Klara Oppenheimer und der damit verbundenen Erinnerungskultur noch lange nicht abgeschlossen hat.

Erinnerungskultur Klara Oppenheimer Klara-Oppenheimer-Route Klara-Oppenheimer-Schule Würzburg Würzburger Friedenspreis

Das könnte Dich auch interessieren

04.09.2025 03:45 Min Wie geht es nach der Sommerpause weiter? - Alexander Hoffmann über Streitkultur und Zusammenarbeit im Bundestag Früher wurde im Bundestag heftig gestritten – doch am Ende stand oft ein Kompromiss. Heute wirkt es, als ginge es mehr um persönliche Angriffe als um Lösungen. Genau darüber haben wir mit dem Unterfranken Alexander Hoffmann, dem Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Bundestag gesprochen. Zu zweit oder entzweit? Bei Union und SPD war in den vergangenen 04.09.2025 03:06 Min Mehr als nur Würfel und Karten – Fantasy-Spiele Würzburg e.V. feiert zehnjähriges Jubiläum Seit mittlerweile einem Jahrzehnt bietet der Verein Fantasy-Spiele Würzburg e.V. eine Heimat für alle, die Freude an Gesellschaftsspielen haben. Mit über 300 Mitgliedern ist er längst eine feste Größe in der Region. Das Angebot reicht von klassischen Brettspielen über Table Top und Pen & Paper bis hin zu Kartenspielen wie Magic: The Gathering. Im Vereinsheim 03.09.2025 07:10 Min Von Lehrstellen und Leerstellen - So lief der Ausbildungsstart in der Region Am Montag hat mit dem 1. September nicht nur ein neuer Monat begonnen, sondern für viele Jugendliche auch ein neuer Lebensabschnitt. Denn der 1. September ist traditionell auch der Tag, an dem viele Azubis ihren ersten Arbeitstag haben. Aber muss es eigentlich immer der 1. September sein? Und wie wirkt sich die schwächelnde Wirtschaft auf 29.08.2025 03:39 Min Zweiter Tag des Koalitionsgipfels in Würzburg - Wirtschafts- und Sozialpolitik im Fokus Wirtschaft stärkt Demokratie Der Koalitionsgipfel in Würzburg ist heute zu Ende gegangen – nachdem es gestern verstärkt um die innere und äußere Sicherheit ging, stand nun die Wirtschafts- und Sozialpolitik Fokus der Fraktionsspitzen. Dazu holte man sich auch wissenschaftliche Expertise. Tag zwei der Klausur in Würzburg beginnt mit einem Impuls von Professorin Nicola Fuchs-Schündeln, vom