Di., 02.12.2025 , 17:30 Uhr

Hilf mir es selbst zu tun – Wie Montessorischulen ihren Schülerinnen und Schülern beim Lernen helfen.

Fünf Stunden im Klassenzimmer sitzen, der Lehrer erklärt den Stoff, zwischendurch ein Arbeitsblatt – so stellen sich viele noch immer den klassischen Schulalltag vor. Doch Lernen kann auch ganz anders aussehen. Schon Maria Montessori hat ein pädagogisches Konzept entwickelt, das auf Eigenständigkeit, Neugier und individuelles Lerntempo setzt. Auch bei uns in der Region wird nach diesem Prinzip unterrichtet – unter anderem an einer Montessorischule in Kitzingen. Was diese Schulform so besonders macht, haben wir uns vor Ort angeschaut.

Schule mal anders

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht: Das hier ist eine Schulklasse bei der Arbeit. Niemand ist laut, niemand tobt rum. Denn in Montessorischulen lernen die Kinder aus eigenem Antrieb. Sie entscheiden selbst was, wann und wie sie lernen wollen. So auch hier in Kitzingen. Die Lehrerinnen und Lehrer sind lediglich zur Unterstützung im Klassenraum und geben den Rahmen vor in dem sich die Kinder selbstbestimmt ausleben. ,,Hilf mir es selbst zu tun“ – So das Motto der Montessorischulen.

„Wir haben einfach eine andere Lernzeitorganisation. Also wir haben keine 45 oder 90 Minutentaktung sondern wir arbeiten mit einer langen Freiarbeitsphase, dass wir auch Zeit mit den Kindern wirklich haben. Auch an einer Sache dranbleiben können. Uns vertiefen können. Und dabei sind wir in den Lerngruppen auch zu zweit. Dass man sich gegenseitig auch unterstützen kann. Dass einer auch wirklich mal ne Zeit lang bei einem einzelnen Kind auch verweilen kann und es individuell halt begleiten kann.“, so Julia Wittauer, Schulleitung.

Eigenständiges Lernen statt Frontalunterricht.

Denn einen festgeschriebenen Lehrplan hat die Schule nicht. Jedes Kind geht in einem Tempo voran, dass an seine Bedürfnisse angepasst ist. Das ist auch wichtig. Denn im Heranwachsen entwickeln sich Kinder teils sehr unterschiedlich. Vor über 100 Jahren hat Maria Montessori, die Begründerin des Ansatzes, genau diese Beobachtung gemacht. Erst bei psychisch beeinträchtigten Kindern, dann in normalen Schulklassen. Daraus hat sich ein Ansatz ergeben, in dem es nicht um Noten und Leistung geht, sondern um das fördern persönlicher Stärken.

„Unser Blick ist oft gerichtet auf das was ein Kind nicht kann und dabei wird dann oft vergessen: Was kann das Kind eigentlich gut? Und das ist so unser Ansatzpunkt. Wenn einem das gelingt. Zu sehen: Das Kind kann vielleicht schon das und das Kind kann im sozialen sehr toll in der Gruppe dabei sein und trägt ganz viel dazu in der Gruppe bei. Dass man das einfach in den Fokus nimmt.“, so Wittauer.

Von der Elterninitiative zur tatsächlichen Schule

Die Schule in Kitzingen existiert seit dreieinhalb Jahren. Entstanden ist die Idee eine Montessorischule zu eröffnen aus dem Antrieb einer Elterninitiative heraus. Gestartet hat man als Grundschule. Jetzt hat man das erste Mal auch fünfte und sechste Klassen. Bei den neuen Schüler kann man schon die ersten Fortschritte beobachten.

„Die sind ja alle bei uns neu gestartet. Und die wussten ja noch gar nicht: Wie funktioniert das? Wie kann ich mich da sekbst organsieren? Und das spürt man jetzt auch in den Lerngruppen. Dass da erfahrene Kinder sind, die auch die neuen Kinder mitnehmen und sagen: ,,Ach komm das machen wir so. Ich zeig dir Mal wie das geht. Und es setzt jetzt dieses lernen voneinander ein. Und das freut mich sehr weil ich ich einfach merke: Da kann man dann einfach unsere Pädagogik umsetzen und das noch weiter verfeinern.“, so Wittauer weiter.

Eine Begleitung bis zur mittleren Reife

Das langfristige Ziel der Schule ist es alle Jahrgangsstufen bis zur zehnten Klasse zu betreuen. Die Schülerinnen und Schüler schreiben dann auch ihre mittlere Reife unter dem Konzept. Ändern tut das aber nichts. Sie schreiben die selbe Abschlussprüfung und haben den selben Abschluss wie alle anderen auch. Sie nehmen lediglich einen anderen Weg hin zum selben Ziel. Die Montessoripädagogik kommt vor allem bei denen besonders gut an, die es anders kennen.

„Du kannst halt sagen ich hab jetzt Lust auf Mathe und dann kannst du das einfach machen. Und ich find auch die Lehrer sind hier einfach locker. Wenn du mal sagst ich kann jetzt nicht mehr dann kannst du auch mal ne kurze Pause machen.

„Man kann hier besser und freier arbeiten weil man sich entscheiden kann was man gerade arbeiten möchte.“

„Ich hab Mathe nie wirklich verstanden und gemocht und jetzt halt mit dem Material auch mit den Bruchrechenkreisen und so versteh ich Mathe viel besser und es gefällt mir auch endlich mal.“, so einige Schüler.

Neben der schulischen Ausbildung arbeitet das 14-köpfige Team auch daran den Schülerinnen und Schülern Fähigkeiten wie Problemlösung, das agieren in Gruppen und auch digitale Kompetenzen mit an die Hand zu geben Durch den freieren Ansatz hat man die nötige Zeit dafür. Schule kann also auch anders als Frontalunterricht. Den 82 Schülerinnen und Schülern bringt das Konzept eine wichtige Sache zurück: Der Spaß an der Schule.

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