So, 24.07.2022 , 18:15 Uhr

Hockdichhi - Karschter G'schichtle

600 Jahre Rathaus – mit einer Legendenumwobenen Figur: das Schwedenmännle

Das Rathaus in Karlstadt am Main ist 600 Jahre erlebt und hat schon so ziemlich alles gesehen: mit Ochsenkarren konnte man früher hineinfahren um die Handelsware direkt zu den Markständen zu bringen, die darin untergebracht waren. Wein und Korn wurde dort gelagert, unzählige Tanzschritte haben die alten Dielen schon ertragen. Und wenn eine bedeutende Persönlichkeit in der Stadt residiert, tritt sie dem Karlstadter Volk standesgemäß auf der Rathaustreppe entgegen. Eine Persönlichkeit residiert dauerhaft im Rathaus: das Schwedenmännle. Ganz oben unter dem Stufengiebel steht es und bläst mit seiner Trompete fünf Mal am Tag seine Melodie. Wenn „Vom Barette schwankt die Feder“ erklingt, verrenken sich überall die Hälse nach dem Trompeter. Das Schwedenmännle war ursprünglich die Figur der Rathausuhr. Um 1720 wurde es von Kilian Schüssler geschnitzt, fast hundert Jahre nachdem die Schweden im Dreißigjährigen Krieg in die Stadt eingefallen sind. Die Uniform, die es trägt, ist auch nicht schwedisch: es ist eine Tracht aus dem Erzgebirge. Woher dann also der Name Schwedenmännle? Es geht die Legende, dass die Schweden bei ihrem Auszug aus Karlstadt ihren Wächter vergessen haben sollen. Der war abgelenkt vom guten Wein und den schönen Mädchen. Seitdem sitzt er nun da oben und spielt seine Melodie. Wann diese Geschichte entstanden ist, ist unklar – Georg Büttner, der Heimatpfleger vom Altlandkreis Karlstadt kennt sie aber in- und auswendig.

Guldenmännle und Batzenärrle

Das Schwedenmännle ist nicht die einzige Figur in Karlstadt. Schlendert man durch die Stadt mit ihren Sandsteinfarbenen Fachwerkhäusern, fällt einem auf jeden Fall noch das „Guldenmännle“ auf. Eine Figur, die vor langer Zeit an der Bank von Karlstadt hing. Ein Chirurg hatte sie geschnitzt, mit einem leeren Stadtsäckel und einem Gulden in der Hand. Sie ist dem „Batzenärrle“ nachempfunden, was so viel wie „Pfennigfuchser“ bedeutet. Das Originale Batzenärrle gibt es nicht mehr, eine Nachbildung steht aber im Restaurant „Zum Batzenärrle“. Die Geschichte dazu liefert natürlich auch Georg Büttner – bei Hochdichhi – Karschter Gschichtle.

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