Der Beruf des Kirchenmalers ist eigentlich nicht EIN Beruf. Zumindest im Fall von Josef Geißler vereint er mehrere Gewerke. Er ist Stuckateur, Fassmaler, Vergolder und Künstler. Der Einsatzort: Kirchen, Schlösser, Prachtbauten. Es dürfte wenige Kirchen in Unterfranken geben, in denen Josef Geißler nicht irgendwann schon einmal den Pinsel angesetzt hat. Sein Beruf hat ihn auch bis in die Türkei und nach Tschechien gebracht. Heute treffen wir ihn in Thüngersheim, wo er die Kirche nach einem Brandschaden hauptsächlich reinigen muss.
Muss der Stuck erneuert werden, oder ein Bild über- oder gar neu gemalt werden, ist absolute Fachkenntnis gefragt: eine Stuckleiste aus dem 16. Jahrhundert darf nicht mit Gips aus dem 21. Jahrhundert erneuert werden. Alle Materialien und Arbeitsschritte müssen originalgetreu sein. Auch deshalb ist der Beruf zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden.
Zum Abschluss nimmt uns Josef Geißler noch mit in seine Werkstatt nach Karlstadt. Dort präsentiert er seinen „Lockdown-Zeitvertreib“. Auf einer etwa 1 auf 2 Meter großen Leinwand hat er die Corona-Pandemie in einem sich stetig entwickelnden Gemälde festgehalten. Zum ersten Mal überhaupt hat er dieses Kunstwerk jemandem gezeigt. Schauen Sie es sich an – bei Hockdichhi mit Christoph Schneider und Kirchenmaler Josef Geißler.