Nurdemer Linsegöger, Stoogemer Gaugau oder Mellerschter Plunzen. Die Liste der Spitznamen von Nachbarortschaften ist lang. Dabei gibt es für „die hinnerm Wasserhäusle“ oder ähnliches oft nicht nur einen charmanten Beinamen. Dr. Monika Fritz-Scheuplein vom Unterfränkischen Dialektinstitut hat sich über Jahre mit diesem Thema beschäftigt. Sie kennt die Motive hinter den Sprüchen. Beispielsweise weiß sie, warum die Gnodstädter „Katzenfresser“ genannt werden: bei einer Treibjagd erlegten die Jäger kein Wild, sondern nur eine Katze – die wurde dann angeblich auch verspeist. Ob kulinarische Vorlieben, Charakterzüge oder örtliche Gegebenheiten – die Motive für die Necknamen sind zwar keine unterfränkische Eigenart, aber hier auffällig vielfältig! Die ältesten Quellen über Ortsspottnamen hat man in den Niederlanden gefunden. Sie stammen aus dem 15. Jahrhundert. Dabei gibt es aber keine bestimmte Epoche, wann die Namen entstehen – sie verändern sich sogar im Laufe der Jahre.
Von 1990 bis 1996 haben Fritz-Scheuplein et. al. in liebevoller Arbeit die Grundlagen für den Atlas erhoben. Ausgerüstet mit einem Fragekatalog, Kassettenrekorder, Zettel und Stift ging es in den Ortschaften in die gute Stube der Leute. Voraussetzung dafür sind: über 65 Jahre sein, man muss immer im selben Ort wohnen, die Eltern müssen auch aus diesem Ort kommen. Im Zuge dieser Befragungen kamen viele Ortsspottnamen zu Tage, die sowohl in einem Buch, als auch in einer Onlinedatenbank nachzulesen sind.