Rund 510.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr neu an Krebs. Laut dem statistischen Bundesamt war die Krankheit 2020 die zweithäufigste Todesursache, 231.271 Männer und Frauen sind einem Krebsleiden erlegen. In Würzburg unterstützt seit vielen Jahren der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ Betroffene und ihre Angehörigen. Doch besonders in der Corona-Krise fehlt es an Spenden. Einer, der helfen möchte ist Friseurmeister Andreas Schraud – und auch viele seiner Kundinnen lassen im Kampf gegen den Krebs gerne ihre Haarpracht.
Mit Kabelbindern trennt Andreas Schraud die einzelnen Haarsträhnen voneinander ab. Schon kurz darauf wird es für Julia Kippes ernst. Der Friseurmeister setzt die Schere an – es gibt kein zurück mehr. Die radikale Veränderung ist für die 28-jährige nichts Neues. Bereits vor vier Jahren hat sie ihre Haare gespendet und entschied sich nun dazu, sich erneut von ihrer Haarpracht zu trennen. Nach dem Grobschnitt die Haare gewaschen und nachgeschnitten. Für Julia Kippes gibt es noch eine Urkunde als kleine Anerkennung für ihre Spende.
Im Würzburger Friseursalon von Andreas Schraud reiht sich Haarschopf an Haarschopf. Direkt vor dem ersten Lockdown vor zwei Jahren hat er damit angefangen, Haarspenden zu sammeln. Viele seiner Kundinnen möchten ihn unterstützten – mit einer Spende im Kampf gegen den Krebs. Um Haare spenden zu können, darf die Haarpracht nicht gefärbt sein, mindestens 30 Zentimeter müssen abgeschnitten werden können. Dieses Mal sind über 100 Zöpfe zusammengekommen. Diese schickt der Friseurmeister an eine Haarmanufaktur, die daraus Echthaarperücken herstellt.
Das Geld, welches die Manufaktur für die Haare bezahlt, geht als direkte Spende an den Würzburger Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“. Dieser unterstützt seit Jahren Erkrankte und ihre Angehörigen. Gründerin und Vorsitzende Gabriele Nelkenstock ist für jede Hilfe dankbar. Die gespendeten Haare mögen zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein – aber sie sind wichtig, denn im Kampf gegen den Krebs zählt jeder Euro, jeder einzelne Haarschopf. Und Andreas Schraud schafft mit seiner Aktion Bewusstsein – denn Krebs geht uns alle etwas an.