Am heutigen Faschingsdienstag feierte das bunte Faschingstreiben in der Region den Endspurt. Doch was bleibt ist ein starkes Gemeinschaftsgefühl – denn beim Fasching kommen Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen zusammen, um zu feiern. In Würzburg entstand so eine ganz besondere Geschichte der Integration – eben zwischen Konfetti und Pailletten.
Lautes Rattern tönt aus einem Laden in der Würzburger Karmelitenstraße – die Nähmaschine von Schneider Manu steht so gut wie nie still und schon gar nicht in der fünften Jahreszeit. Doch bis hierhin war es ein langer Weg: der aus Afrin in der Provinz Aleppo stammende Syrer sieht sich 2015 gezwungen vor dem Krieg zu fliehen. Danach zieht er aufgrund der Flüchtlingskrise von einer Gemeinschaftsunterkunft in die nächste, bis er schließlich am Würzburger Heuchelhof landet. Christiane Kerner und weitere Frauen nehmen sich dem Syrer an und organisieren ihm eine eigene Nähmaschine. Genauso wie viele Helfer zuvor – denn Manu sticht wohl immer aus der Masse heraus.
Mit der Hilfe seiner Unterstützerinnen will Manu dann auch schnell denn Faden wieder aufnehmen und anfangen zu Arbeiten. Manu versucht sich bei einer Modekette, in einem Brautmodengeschäft und sogar im Würzburger Mainfranken-Theater – doch der Syrer will nur eines: seinen eigenen Laden. Dank seines eigenen Kopfes steht er nun seit 2018 mit beiden Beinen fest auf dem Boden seiner eigenen kleinen Schneidere – hat sogar fünf Mitarbeitende. Manu fertigt aufwendige Anzüge und Kleider nach Maß, näht aber auch abgerissene Knöpfe an oder tauscht verschlissene Reißverschlüsse aus. Und er schneidert Kostüme für die fränkischen Narren.
Seine freundliche Art und die gute Arbeit zin iehen sich durch wie ein roter Faden und haben sich wohl herumgesprochen. Mittlerweile näht und repariert Manu regelmäßig die Kostüme der umliegenden Faschingsvereine und der närrischen Kunden. Nach 20 Jahren Erfahrung ein Kinderspiel – und auch mit aufwendiger Spitze, widerspenstigen Pailletten und filigranen Glitzerstoffen kommt der Syrer durch die traditionellen Festgewändern bestens zurecht. Der ehemalige Flüchtling ist angekommen, feiert selbst ausgelassen Fasching und ist damit ein Beispiel für eine gelungene Integration – in diesem Fall eben zwischen Konfetti und Pailletten. Was jetzt noch fehlt ist die deutsche Staatsbürgerschaft. Und Christiane Kerner ist sich sicher, auch das wird Manu mit etwas Zeit einfädeln.