Do, 11.04.2024 , 18:03 Uhr

Japanische Geschichte erleben – Das Siebold-Museum in Würzburg

Wer in Würzburg und Umgebung wohnt, dem ist im Laufe seines Lebens bestimmt schon einmal der Name „Siebold“ über den Weg gelaufen. Sei es das Siebold-Gymnasium, das Siebold-Wäldchen oder das Siebold-Museum auf dem Bürgerbräugelände in der Zellerau. Doch wer war Siebold eigentlich? Das Leben und Schaffen des berühmten Arztes und Japanforschers Philipp Franz von Siebold wird im Siebold-Museum genauer beleuchtet. Eine spannende Einrichtung, bei der es sich nicht nur an Regentagen lohnt, vorbeizukommen.

Die Familie Siebold

Der Name „Siebold“ war in Würzburg über viele Generationen hinaus wohl bekannt und geschätzt. Der Stammbaum kann sich sehen lassen – mehrere erfolgreiche Ärzte und Forscher sind aus der Würzburger Familie hervorgegangen. Einer aus der vierten Generation war Philipp Franz von Siebold, der als Arzt und Naturforscher im Laufe seines Lebens mehrere Jahre in Japan verbracht hatte. Während der Edo-Zeit war das Land von der Außenwelt abgeschottet, sodass der Würzburger ab 1823 als wichtiger Vermittler zwischen der japanischen und der europäischen Kultur agierte. Er gilt als der Begründer der Japanforschung.

Philipp Franz von Siebold

Bei seinem ersten, siebenjährigen Aufenthalt im weit entfernten Japan lernte er seine Frau kennen, mit der er später auch ein Kind bekam. 1828 näherte sich dann das Ende seines Aufenthalts – es kam zur sogenannten „Siebold-Affäre“. Bei seiner Abreise stellte sich heraus, dass der Forscher Landkarten und andere Dinge im Gepäck hatte, deren Ausfuhr zu dieser Zeit untersagt war. Die Folge: Verbannung auf Lebenszeit. Diese wurde später jedoch wieder aufgrund seines Bekanntheitsgrades aufgehoben, sodass Siebold 1859 noch einmal drei Jahre in Japan verbringen konnte. In all der Zeit dokumentierte er insbesondere die Pflanzen- und Tierwelt Japans. Einige Originalstücke der Sammlung befinden sich heute im Würzburger Siebold-Palais. Das Haus in Würzburg ist eines von weltweit drei Siebold-Museen, die sich dem Leben des Japanforschers widmen. Ein zweiter Schwerpunkt ist hier der Kontakt nach Japan.

Museum seit 1995

Und wer schon immer einmal an einer waschechten japanischen Teezeremonie teilnehmen wollte, kann das im Beisein der Teemeisterin Barbara Lohoff tun. Das Teehaus im Keller des Museums bietet die original japanische Atmosphäre für ein besinnliches Erlebnis. Das Siebold-Museum ist im Vergleich zu den Exponaten relativ neu. 1995 hatte die Siebold-Gesellschaft die Räumlichkeiten übernommen – Stück für Stück wurde es dann in ein Museum umgewandelt. Und das Museum hat echte Hingucker zu bieten, wie zum Beispiel eine Buddha-Figur aus dem 19. Jahrhundert. Diese wurde für die Weltausstellung in Wien von der japanischen Delegation ausgestellt. Alexander von Siebold, der ältere Sohn von Phillip Franz von Siebold, hatte die japanische Delegation damals bei der Weltausstellung betreut.

Sonderausstellung „Fuji“

Neben der Dauerausstellung werden auch diverse Sonderausstellungen angeboten. So sind die Räumlichkeiten des Obergeschosses zur Zeit mit Bildern des heiligen Bergs Fuji gefüllt. Die Bestände an japanischen Puppen im Siebold-Museum sind über die Jahre stetig gewachsen, sodass die Fuji-Ausstellung mit einer Puppen-Ausstellung kombiniert wird. Hier sind beispielsweise die sogenannten Kokeshi-Puppen zu sehen – hölzerne Puppen, die vor allem in Badeorten hergestellt werden. Jeder Ort hat seine eigene Tradition entwickelt, sodass es die Puppen in allen möglichen Größen und Variationen gibt. Und auch das Mädchen- bzw. das Jungenfest sind, wie so vieles in Japan, mit alten Traditionen verbunden. Am Mädchenfest am 3. März, ist es in den Familien üblich, ein Kaiserpaar mit seinem Hofstaat auf einem treppenförmigen Aufbau aufzustellen. Das Jungenfest in Japan findet hingegen am 5. Mai statt. Dieser Festtag steht ganz im Zeichen der Samurai.

Weitere Projekte geplant

Beide Sonderausstellungen sind noch bis zum 20. Mai in Würzburg zu sehen. Darauf folgen dann eine Albumin-Fotoausstellung, eine Ausstellung aus der Partnerstadt Otsu anlässlich der 45-Jährigen Freundschaft, bei der Künstler mit körperlicher Beeinträchtigung ihre Werke präsentieren sowie eine Holzschnitt-Ausstellung, die sich den Ryōtei widmet, also den traditionellen japanischen Gasthäusern. Wer immer über aktuelle Veranstaltungen informiert sein möchte, kann den kostenlosen Mail-Newsletter des Siebold-Museums abonnieren.

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