Jeder Mensch ist einzigartig und hat das Recht auf Selbstbestimmung, Teilhabe, Respekt, Würde, Heimat und Bildung. Dieses Leitbild prägt bei der Würzburger Blindeninstitutsstiftung auch heute noch unverändert Unterricht und Erziehung sowie den Umgang mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit. In diesem Jahr feiert die Stiftung in seiner heute bestehenden Form bereits 50-jähriges Jubiläum. Zum Festakt waren gestern Nachmittag zahlreiche Gäste geladen.
Es ist ein Jubiläum das es durchaus zu feiern gilt: Vor 50 Jahren hat die Blindeninstitutsstiftung in Würzburg erstmals blinde und sehbehinderte Kinder unterrichtet, die zusätzliche körperliche und geistige Behinderungen hatten – als erste Schule im deutschsprachigen Raum überhaupt. Damals war es pädagogisches Neuland, heute sind Einrichtungen mit Menschen mit mehrfachen Behinderungen üblich. Das umfangreiche Angebot gestaltet sich in Würzburg ganz unterschiedlich. Die Blindeninstitutsstiftung wurde bereits 1853 gegründet und besteht demnach eigentlich bereits seit rund 170 Jahren. Das Schulangebot für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche, die zudem mehrfachbehindert sind, gab es damals jedoch nicht. Im Laufe der Jahre schrumpfte die Zahl der Schülerinnen und Schüler, bis es im Jahr 1972 nur noch zwei Klassen gab. Das damalige Schulgesetz schrieb jedoch vier Klassen vor – der Blindenschule drohte das Aus.
Ohne diese Weichenstellung vor 50 Jahren würde es die Blindeninstitutsstiftung wohl nicht mehr geben. Die Verantwortlichen feiern in diesem Jahr deshalb die „Zweite Gründung“. Als Schirmherr der Jubiläumsveranstaltung lobte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Jürgen Dusel das Engagement der Blindeninstitutsstiftung. Ihre Arbeit sei eine Form der Wertschätzung für Menschen mit Mehrfachbehinderung, zudem betreiben die Verantwortlichen auch Rehabilitation.
Im Rahmen der Feierlichkeiten erhielt die ehemalige Bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm die „Graf-zu-Bentheim-Medaille in Gold“, die höchste Auszeichnung der Stiftung. Stamm wurde für ihr ganz besonderes Engagement für die Blindeninstitutsstiftung gewürdigt. Die Sozialpolitikerin fungierte ihr ganzes politisches Leben hindurch als wichtige Brückenbauerin für die Interessen der Stiftung und setzte sich immer wieder für blinde und sehbehinderte Menschen ein.
Diese Vision hat sich erfüllt. Heute hat die Blindeninstitutsstiftung 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in acht Städten in Bayern und Thüringen. Etwa 5.000 Menschen, viele von ihnen mit Mehrfachbehinderung nutzen die Angebote der Blindeninstitutsstiftung, 1.000 davon alleine in Würzburg.