Kaum eine Region in Unterfranken steht beim Thema Wasser so sehr im Fokus wie die Bergtheimer Mulde. Zwischen Landwirten, Umweltverbänden und Behörden ist eine hitzige Diskussion entbrannt: Wie lässt sich die Landwirtschaft dort in Zeiten zunehmender Trockenheit überhaupt noch bewässern – und vor allem: womit? Neue Erkenntnisse gab es bei einem Mediengespräch des Landkreises Würzburg am Montagnachmittag.
Die Bergtheimer Mulde im nördlichen Landkreis Würzburg zählt zu den fruchtbarsten Anbaugebieten in Bayern. Rund ein Viertel aller Bio-Gemüseanbauflächen des Freistaats liegt hier. Doch zugleich ist sie eine der trockensten Regionen Bayerns und kämpft massiv mit dem Klimawandel. Die Wasserbilanz ist seit Jahren negativ – heißt: es verdunstet oder wird mehr Grundwasser entnommen, als durch Regen neu gebildet werden kann. Deshalb hat die Regierung von Unterfranken bereits die Entnahme von Grundwasser stark eingeschränkt. Um künftig eine bessere Kontrolle und Steuerung zu ermöglichen, wurde im Frühjahr 2024 außerdem ein Pilotprojekt gestartet. Dafür sollen 80 große Landwirtschafts- und Trinkwasserbrunnen mit Funkzählern und Pegelsonden ausgestattet werden.
„Tatsächlich ist es ja so, dass die Wasserentnahme ganz, ganz wichtig ist, das zu regulieren. Es ist auch wichtig zu schauen, wie verändert sich denn der Grundwasserspiegel wirklich? Und deswegen wollen wir in diese emotional geführte Debatte eben eine Objektivität und Sachlichkeit geben. Und wenn wir dann ein breites Netz mit Entnahmestellen, die aber auch die Grundwasserspiegel darstellen, haben, dann können wir faktenbasiert darüber diskutieren, was denn die Entnahme wirklich ausmacht, wie viel Entnahme denn überhaupt zukünftig noch möglich sein könnte und wie das damit weitergeht.“, so Landrat Thomas Eberth.
Langfristig will man in der Region aber sowieso weg vom Grundwasser – und stattdessen auf Oberflächenwasser setzen. Eine zentrale Rolle spielt dabei eine Machbarkeitsstudie, die aktuell im Auftrag des Landkreises erstellt wird. Nach neuesten Prognosen fehlen in der Zukunft rund eine Million Kubikmeter pro Jahr, die es zu beschaffen gilt. In der Studie wurden dafür vier Varianten erarbeitet. Unter anderem wäre der Bau einer rund acht Kilometer langen Leitung vom Main zu großvolumigen Speicherbecken denkbar.
„Wir reden wirklich in den Zeiten, wo wir nervös sind. Wo wir Hochwasserwehre aufbauen, wo eine Schwellwert überschritten ist, da müssen wir Wasser einnehmen können. Und damit ist es glaube ich, auch relativ einfach möglich. Aber natürlich ist der Pegelstand des Mains dann auch Indikator, wann darf ich welches Wasser entnehmen. Und man darf den Flusswert des Mains mit der Bewässerung einer Bergtheimer Mulde, das ist auf deutsch gesagt mit einem kleinen Löffelchen einen See ausgelöffelt. Das darf man nicht ganz vergleichen, das muss man neutral betrachten. Auch hier gilt für uns Wir brauchen eine Wasserbilanz. Was wird entnommen? Was führen wir zum Beispiel über Kläranlagen, was führen wir über Industrie wieder zu? Die Zuckerrüben ist ein schönes Beispiel. Die wird bewässert, die wird in Anführungszeichen in Ochsenfurt, bei der Südzucker verarbeitet. Und auch hier haben wir jede Menge Wasser – 70 % stammt aus der Rübe – die wir dem Main wieder zuführen. Also insofern müssen wir hier auch über logische Kreisläufe diskutieren.“, so Eberth.
Denkbar ist außerdem, Regenwasser von versiegelten Flächen zu sammeln und in die Speicher einzuleiten. Das alleine reicht aber nicht aus. Die Ergebnisse der Studie sollen bereits im August vorgestellt werden.
Dann wird vor allem über die Kosten-Nutzen-Abwägung der möglichen Varianten zu diskutieren sein.
„Und dann müssen wir natürlich darüber reden. Wir diskutieren in Bayern ja zum Beispiel über den Wassecent. Das heißt 0,10 € pro Kubik für alternative Konzepte, aber auch für Wasserbevorratungsmodelle und viele Dinge mehr. Und dann muss die Allgemeinheit, sprich der Staat, auch überlegen, ob solche Projekte nicht förderfähig sind, um das Thema regionale Lebensmittelversorgung weiterhin im Fokus zu haben. Und darum glaube ich, wir brauchen fundierte Zahlen. Wir brauchen konkrete Gespräche mit den Landwirtinnen und Landwirten. Und dann müssen wir schauen Ist es machbar oder nicht? Denn wir reden ja nicht von einer kurzfristigen Investition, sondern wir reden darüber, dass diese Investition langfristig Nahrungsmittelversorgung und Landwirtschaft kombinieren und damit natürlich auch darstellen lassen können soll. Und das wird die spannende Frage sein Geht es finanziell zusammen? Wie sieht es mit Abschreibung Verzinsung aus? Und dann, glaube ich, kriegt man da was hin. Also insofern noch zu bald.“, so Eberth weiter.
Fest steht aber auch: Die Herausforderungen durch den Klimawandel lassen sich nicht allein durch technische Lösungen bewältigen. Es braucht ein Umdenken beim Umgang mit der Ressource Wasser – in Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft. Die Bergtheimer Mulde könnte dabei eine Vorreiterrolle einnehmen.