Für Winzerinnen und Winzer in Unterfranken beginnt jetzt die wohl spannendste Zeit des Jahres: die Weinlese. Heute fiel der offizielle Startschuss unterhalb der Festung Marienberg in Würzburg. Begleitet wurde die Eröffnung von jeder Menge herbstlicher Stimmung, ersten Einschätzungen zum Weinjahrgang 2025 und zahlreichen prominenten Gästen. Mit dabei war unter anderem die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
Noch während Würzburg von dickem Nebel zugedeckt schlummert, fallen auf dem Würzburger Schlossberg die ersten Trauben des neuen Jahrgangs in die Eimer. Mit dem symbolischen Schnitt der ersten Trauben haben Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und die Fränkische Weinkönigin Antonia Kraiß am Mittwochmorgen die Weinlese in Franken offiziell eröffnet.
„Für mich ist Franken und damit auch die Weinberge irgendwie wie die bayerische Toskana und man fühlt sich automatisch wohl. Man fühlt sich automatisch zu Hause und es ist immer wieder schön.“ so die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus Michaela Kaniber.
Nach vielen schwierigen Jahren mit Wetterextremen konnten die fränkischen Winzerinnen und Winzer heuer aufatmen – die Reben sind weitgehend verschont geblieben.
„Wir sind ja mit einem sehr trockenen Frühjahr gestartet. Dann hatten wir im Juli ergiebige Niederschläge. Die haben unseren Weinbergen sehr gut getan. Dann kam dieser heiße August mit diesen heißen Tagen und den kühlen Nächten – die waren ja fast einstellig. Und dann jetzt dieser September. Also momentan zeigen sich die Trauben am Stock, als seien sie hingemalt worden. Also sieht nach einem guten Jahrgang aus.“, so der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands Artur Steinmann.
Besonders die kühleren Nächte begünstigen die Aromareife der Trauben. Erste Eindrücke zum neuen Jahrgang will der Verband Anfang Oktober bei der Erntebilanz präsentieren. So viel sei aber schon verraten: der Jahrgang 2025 wird mit pikanten und frischen Weinen punkten. Franken ist mit über 6.000 Hektar Rebfläche das größte Anbaugebiet Bayerns und weltweit als Heimat des Silvaners bekannt. Rund 650 Weingüter verkaufen ihre Weine direkt ab Hof, während etwa 2.800 Winzerfamilien in drei Genossenschaften organisiert sind. Trotzdem ist und bleibt die Konkurrenz aus dem Ausland großes Thema: Sechs von zehn hierzulande getrunkenen Weinflaschen stammen nicht aus deutschem Anbau.
„Ich möchte ausdrücklich dafür werben, dass man sich nicht blenden lässt von anderen Produkten, sondern sich ein Herz fasst für die Regionalität, für die Qualität. Denn eins muss uns auch klar sein, wenn der Absatz weiter zurückgeht bei den Frankenweinen, dann werden auch viele Winzerinnen und Winzer irgendwann nicht mehr produzieren. Und das Ausmaß des Schadens werden wir dann erleben, wenn wir eine Kulturlandschaft verloren haben.“, so Kaniber.
Der Freistaat Bayern, die Gebietsweinwerbung und die Winzerinnen und Winzer selbst wollen deshalb nun verstärkt auf Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit setzen – ganz zur Freude von Weinbaupräsident Artur Steinmann.
Für ihn war die Eröffnung der Weinlese 2025 ein besonderer Termin – denn es ist die letzte Weinlese, die er in seinem Amt anführt. Das seit Jahrzehnten prägende Gesicht des Frankenweins will 2026 nicht mehr antreten. Und so blickt er an diesem Tag besonders gerne auf eine lange und erfüllte Amtszeit zurück:
„Ich freue mich zunächst mal über ein paar Dinge, die mir gelungen sind als Weinbaupräsident. Da denke ich an die Ausbildung der Nebenerwerbswinzer. Da denke ich an „Frankenwein schöner Land“, diese Gruppe habe ich 1994 gegründet oder an Frank und Frei. Das waren so die Dinge, die für die Weinwirtschaft ganz großartig waren. Dann gibt es viele Begegnungen mit Schauspielern, mit der Politik, vor allem mit der Politik. Dass sich da, dass man da auf Augenhöhe war, dass man da einen tollen gegenseitigen Respekt hatte. Und dann, ja, es gab viele Veranstaltungen und die Liebste war mir eigentlich vor zwei Jahren, als wir eingeladen waren, in Rom beim Papst und wir durften mit der Weinkönigin und ich, wir durften auch im Gästehaus vom Papst hier übernachten und das ist für mich unvergesslich im Vatikan da ein paar Tage verbringen zu dürfen.“, schwelgt Steinmann in Erinnerungen.
Nach vorne statt zurück blicken nach der Eröffnung nun die Winzerinnen und Winzer. Auf einen vielversprechenden Jahrgang – und in eine Zukunft, in der Regionalität und Qualität mehr denn je im Mittelpunkt stehen sollen.