Mi, 14.12.2022 , 17:45 Uhr

Kann das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz den Fachkräftemangel beheben? – Einschätzungen der Arbeitsagentur Würzburg

Quer durch alle Branchen fehlen Fachkräfte in Mainfranken. Die Lage wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Stefan Beil, Geschäftsführer der Arbeitsagentur in Würzburg stuft das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz als geeignete Maßnahme zur Gewinnung von Fachkräften ein.

Fachkräfte sind Mangelware in Mainfranken

Den Unternehmen und Betrieben in Mainfranken fehlt es – quer durch alle Branchen – seit Jahren an Fachkräften. Im November 2022 sind im Arbeitsagenturbezirk Würzburg 7600 offene Stellen gemeldet, aber nur 7100 Menschen suchen eine Arbeit.

Babyboomer gehen in Rente und hinterlassen eine große Lücke

Dazu kommt der demographische Wandel: heute sind 21 Prozent der Beschäftigten in Mainfranken über 55 Jahre alt – deren Renteneintritt ist innerhalb der nächsten 10 Jahre zu erwarten. „Der Bedarf, den wir an Arbeitskräften haben, wird steigen. Nur mit den Beschäftigungssuchenden werden wir diese Lücke nicht decken können. Das heißt es geht also darum, jedwedes Potential zu identifizieren und zu heben“, so Stefan Beil, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Würzburg.

Potenziale erkennen und erschließen um dem Fachkräftemangel zu begegnen

Damit in den nächsten Jahren genug qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, sollen ältere Menschen und Frauen besser in den Arbeitsmarkt gebracht werden. Auch die Anpassung an die Anforderungen der Arbeitswelt (etwa durch die Decarbonisierung und Digitalisierung) durch gezielte Qualifizierung und Weiterbildung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist wichtig. Stefan Beil: „Alles was dazu beiträgt den Arbeitskräftemangel zu beheben, wird von unserer Seite aus nachdrücklich unterstützt.“

Fachkräfteeinwanderungsgesetz als Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels

Die Bundesregierung möchte es Arbeitskräften aus dem Ausland (Nicht-EU-Staaten) erleichtern, in Deutschland zu arbeiten. Um die Zuwanderung von Fachkräften aus Drittstaaten nach Deutschland zu fördern, hat die Bundesregierung Ende November ein Eckpunktepapier beschlossen.

Schnellere Einbürgerung und Punktesystem

Das Eckpunktepapier stößt bei Wirtschaftsverbänden auf Zustimmung, die Opposition im Bundestag übt Kritik. Im ersten Quartal 2023 soll ein Gesetzentwurf für das Fachkräfteeinwanderungsgesetz auf den Weg gebracht werden. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil erwartet sich Erfolge des Gesetzes ab 2025.

Deutschland als Einwanderungsland? – Gesellschaftliche Diskussion ist nötig

Bisher ist Deutschland kein klassisches Einwanderungsland. Den demographisch bedingten Fachkräftemangel wird durch den Blick auf die Arbeitssuchenden in Deutschland allein nicht begegnet werden können. Der Geschäftsführer der Würzburger Arbeitsagentur Stefan Beil resümiert: „Ich kann nur sagen, aus Sicht des Arbeitsmarktes ist das geplante Fachkräfteeinwanderungsgesetz absolut erforderlich, es geht in die richtige Richtung.“ Es sei ein Thema, das gesellschaftlich auszudiskutieren sei.

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