Gleich drei Kirchen hat das beschauliche Örtchen Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart liegt. Doch eine von ihnen sticht hoch über den Häusern thronend, in einem Gewand aus rotem Stein heraus. Viele Risse durchziehen das einst so prunkvolle Gebäude. Man sieht der Kirche, die zwischen 1868 und ’69 erbaut wurde, ihr Alter an. Fast geriet der Prachtbau in Vergessenheit, doch als Lost Place zieht er in den letzten Jahren hunderte von Besuchern aus aller Welt an. Genutzt wird die Kirche für ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr: sie wurde zu klein für die Gemeinde und sollte abgerissen werden. Davor bewahrte sie der Denkmalschutz, wofür Johannes Sitter vom Förderverein Alte Schutzengelkirche Gräfendorf noch heute dankbar ist. Er kennt jeden Stein.
Grund für die unübliche Darstellung Gottes mit Krone im Deckenbild ist der damalige Streit um die Schulausbildung. Die streng päpstlich Gesinnten wollten die Schule in den Händen des Papstes belassen, während die lutherisch Geneigten diese dem König zukommen lassen wollten. Die Kirche reagierte also mit der Darstellung Gottes als geistlichen UND weltlichen Herrn. Durch die Arbeit des Fördervereins zogen der Schutzengel vom Hochaltar, die schmerzhafte Mutter Gottes, ein Elfenbeinkreuz und die Darstellungen des Leidensweg Jesu in das neue Gotteshaus. Neben der Restaurierung und dem Umzug der Relikte kümmerte sich der Förderverein auch um den Schutz des alten Gebäudes.
Ermöglicht wurde das Projekt durch ein Programm der Bundesregierung, für dass sich der Förderverein beworben hatte. So können auch Menschen an der Geschichte des Gebäudes teilnehmen, wenn die Türen der Kirche geschlossen sind. Denn die schließt Johannes Sitter nur auf, wenn er Führungen gibt. (Anfragen zu Führungen: johannessitter49@gmail.com) Dank des großes Interesses an dem Gotteshaus kann dieses Denkmal erhalten werden und der Inschrift im Eingangsbereich „Ich habe diesen Ort gewählt und geheiligt, so dass mein Name hier bleibe, alle Tage bis am Ende der Zeiten.“ gerecht werden.