unter anderem dieses Banner halten die Mannschaften der SG Oberpleichfeld/Dipbach/Prosselsheim und des SV Heidingsfeld kurz vor Spielbeginn am vergangenen Sonntag hoch. Der traurige Grund: Osaivbie Ekogiawe, auch genannt Kelvin, soll abgeschoben werden. Der 20-Jährige gilt als bestens integriert, spielt Fußball beim SV Heidingsfeld und hat erfolgreich seinen Mittelschulabschluss absolviert. Und trotzdem droht ihm die Abschiebung in sein Heimatland Nigeria. Dabei will Kelvin eigentlich nur eines:Freiheit – für die einen Selbstverständlichkeit, für die anderen ein sehnlicher Wunsch. Seit 2018 lebt Kelvin in Deutschland, kämpft seitdem um seine Aufenthaltsgenehmigung. Eine, die ihn seit mittlerweile drei Jahren dabei unterstützt, ist seine Freundin Elisa Goldberg. Die Würzburger Studentin kümmert sich um alle organisatorischen Formalien und steht im ständigen Kontakt mit der Ausländerbehörde – und an die richtet sie deutliche Worte.
Im Juni vergangenen Jahres hat Kelvin den Antrag auf Aufenthalt gestellt und seinen nigerianischen Pass abgegeben. Daraufhin wurde ihm von der Ausländerbehörde die Duldung entzogen und die Abschiebung angeordnet. Plausible oder nachvollziehbare Gründe dafür gibt es nicht. Stattdessen stand dann im Oktober vergangenen Jahres die Polizei vor seiner Tür. Kurz darauf erhielt Elisa Goldberg die Information, dass wenige Tage nach der Festnahme eine Abschiebung nach Nigeria stattfand. Im Oktober also der erste Schock, vor wenigen Tagen folgte dann der Nächste: Der Antrag auf Aufenthalt wurde offiziell abgelehnt. Deshalb starteten Kelvin und Elisa jetzt eine Online-Petition. Am 19. April findet die nächste Ausschusssitzung statt, die wohl endgültig über Kelvins Aufenthaltsrecht entscheiden soll. Der 20-Jährige gibt die Hoffnung auf ein friedliches Leben in Deutschland nicht auf – und er hat einen genauen Plan, wie dieses Leben aussehen soll.
Würde es sich Kelvin aussuchen dürfen, würde er am liebsten eine Pflegeausbildung beginnen. Ein Berufsfeld, in dem es hierzulande nur so mangelt an Fachkräften. Steht sich die Bürokratie also vielleicht auch selbst im Weg? Ein Mensch will, darf aber nicht und soll nun in ein Land abgeschoben werden, in dem ihm der Tod droht. Kelvins Eltern wurden vor einigen Jahren in Nigeria ermordet, aus Angst flüchtete er schließlich zusammen mit seinem besten Freund Richtung Deutschland. Ein Fußballstipendium hat den beiden die Möglichkeit gegeben, in ein neues Leben zu starten. Heute spielt Kelvins bester Freund ebenfalls beim SV Heidingsfeld Fußball, lebt in Würzburg in einer eigenen Wohnung. Der einzige Unterschied: Sein Antrag auf Aufenthalt wurde genehmigt. Dabei haben die beiden die exakt gleiche Hintergrundgeschichte. Ist die Auswahl also teilweise pure Willkür? An dem Gefühlszustand von Kelvin ändert das allerdings auch nichts. Noch wenige Wochen, dann sollte klar sein, wie es in Kelvins Leben weitergehen wird. Und wie auch immer die Entscheidung in Kelvins Fall aussehen wird, eines ist klar: Das ein oder andere Gesetz gilt es definitiv zu überprüfen.