Um die Kosten zu senken, hatte das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau Anfang Juli angekündigt, zum 30. September aus dem Kommunalen Arbeitgeberverband austreten zu wollen. Somit wäre man nicht mehr an die Tarifverträge gebunden gewesen. Nach reichlicher Kritik an dem Vorhaben, ruderte man in Aschaffenburg wieder zurück – der Stadtrat setzte sich für einen Verbleib im Kommunalen Arbeitgeberverband ein. Nun gibt es Neuigkeiten in dieser Angelegenheit.
Die Gründung einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau soll die Lösung für die finanziellen Probleme sein, mit denen man schon länger zu kämpfen hat. Und der Kampf ist kein leichter: Für dieses Jahr rechnet das kommunale Haus mit einem Defizit von 40 Millionen Euro. In der jüngsten Krankenhaus-Zweckverbandsversammlung sprachen sich, abgesehen von zwei Gegenstimmen, alle Mitglieder für eine Gründung der Tochtergesellschaft aus. Die Mitarbeitenden sollen künftig frei wählen können, ob sie im Klinikum zu den bisherigen Konditionen der Flächentarifverträge oder doch lieber in der neuen Tochtergesellschaft angestellt sein wollen. Hier werden verschiedenen Anreize gegeben, mit denen man sich im Kampf um Arbeitskräfte gegen andere Häuser durchsetzen möchte. So geht es etwa um einen Betreuungszuschlag, die Möglichkeit, seine Arbeitszeit auf freiwilliger Basis zu erhöhen sowie um Urlaubstage. Und möchten die sich später doch noch umentscheiden, soll ihnen das möglich sein.
Das alles klingt soweit erst einmal verlockend, doch inwiefern profitiert das Krankenhaus davon? In erster Linie wird so versucht, die teure Arbeitnehmerüberlassung zu reduzieren. Bedenken kommen unter anderem von der Gewerkschaftsseite. Arbeitnehmern fehle die Sicherheit – das Arbeitnehmergesetz würde umgangen. Das große Defizit von 40 Millionen Euro in diesem Jahr muss jeweils zur Hälfte von Stadt und Landkreis Aschaffenburg gefüllt werden. Landrat Alexander Legler sieht grundsätzlich den Bund in der Verantwortung, denn ähnliche Probleme gebe es in vielen kommunalen Krankenhäusern zu beobachten. Er fordert eine auskömmliche Grundfinanzierung der Häuser sowie zumindest eine Begrenzung der Arbeitnehmerüberlassung. Die Tochtergesellschaft soll dann im ersten Quartal des kommenden Jahres an den Start gehen. In der Zwischenzeit werden wohl noch viele Gespräche zwischen den verschiedenen Seiten geführt.