Viele große Karrieren beginnen klein – oft mit Straßenmusik. Denn kaum ein Ort bringt Künstlerinnen und Künstler so nah zu den Menschen wie die Straße. Doch nicht nur für Newcomer ist Straßenkunst besonders: Auch große und bekannte Acts schätzen diese intimen Auftritte. Das hat auch das größten Straßenkunstfestival Europas, das am Wochenende wieder in Würzburg stattgefunden hat, gezeigt.
Die Würzburger Innenstadt – sonst ein Ort zum Shoppen und Flanieren – hat sich am Wochenende wieder in ein einziges großes Bühnenbild verwandelt. Pflastersteine wurden zum Tanzparkett, Hauseingänge zu Konzertbühnen und Plätze zu Zirkusarenen. Wo sonst der oft stressige Alltag pulsiert, hieß es diesmal: zuhören, staunen und mittanzen. Mehr als 150 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt verwandelten knapp 20 Orte in Schauplätze für Musik, Artistik und Theater – und machten Würzburg damit wieder zum Gastgeber des größten Straßenkunstfestivals Europas. Neu dabei: das Lusamgärtchen, das mit Lesungen und Theater zum ersten Mal auch literarische Klänge ins Programm brachte. Ob Singer-Songwriter aus Australien, Percussion-Groove aus Italien oder theatralischer Electropop aus Israel – die Bandbreite war auch bei der 22. Ausgabe wieder enorm.
„Beim Programm versuche ich eigentlich immer, eine Mischung aus Artistik und Musik, aus lokalen und auswärtigen Künstlern zu haben und letztendlich geht es, glaube ich, immer darum, Künstler zu finden, die irgendwas haben, was so ein bisschen eigen ist, was sie wiedererkennbar macht. Also jedenfalls für ist das für mich so ein wesentlicher Faktor.“, so Ralf Duggen, der die künstlerische Leitung auf dem Stramu übernimmt.
Passend dazu experimentierte Éric Tarantola mit selbstgebauten Instrumenten auf dem Domplatz – auf der Guitanjo oder auf dem Topf-Schlagzeug. Im Rathausinnenhof verzauberte Roni Dot mit Beats und Synthesizern. Am Vierröhrenbrunnen zog der junge Australier Ben Morgan die Menschen mit Folk, Blues und Saxophon in seinen Bann. Und in der Plattnerstraße brachte Gabriele Pollina mit Handpan und elektronischen Rhythmen die Menge zum Grooven. Auch Würzburger Künstlerinnen und Künstler waren mit dabei – etwa der Kneipenchor oder Einfach Amelie, die in der Behr Halle mit Songs zwischen Witz und Melancholie das Publikum begeisterte.
Neu eingeführt wurde in diesem Jahr auch der Stramu-Taler – eine bargeldlose Möglichkeit zu zahlen und um Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen. Denn Gagen gab es wie immer keine. Auch heuer galt „Gefällt’s dir gut, wirf was in‘ Hut!“. Und wie gefiel es dem Veranstalter?
„Oh bisher ist super. Vor allen Dingen nach der Wettervorhersage, die ja ein bisschen undurchsichtig war, sind wir ganz froh und erleichtert, dass es bisher weitgehend trocken geblieben ist und dass so viele Menschen da sind und durch die Stadt marschieren und sich ne Menge Zeug anhören.“, so Duggen.
Rund 90.000 Besucherinnen und Besucher lockte das Stramu in diesem Jahr auf die Straßen – und damit weit mehr als die Hälfte aller Würzburgerinnen und Würzburger. So wurde die Innenstadt wieder einmal zur Bühne unter freiem Himmel. Mit Musik, Magie und Momenten, die nur auf der Straße entstehen können – mitten zwischen Kopfsteinpflaster und Menschenmengen eben.