Die Tage der Posthalle am Würzburger Hauptbahnhof sind gezählt – Anfang 2026 wird die traditionsreiche Veranstaltungshalle geschlossen. Was danach kommt, ist unklar. Studierende der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (THWS) haben sich in einem besonderen Projekt mit genau dieser Frage beschäftigt – und dabei den Blick weit über das Machbare hinaus geworfen.
Elf Studierende des Studiengangs Geovisualisierung entwickelten im Rahmen eines Seminars visionäre Konzepte für eine „Posthalle 2.0“. Keine klassische Planung, sondern ein kreativer Freiraum, den selbst die Stadtplanung bewusst mit angestoßen hat – auch, weil sie im realen Betrieb oft an enge Rahmenbedingungen gebunden ist.
„Wir sind ein bisschen die Spielwiese“, sagt THWS-Dozent Stefan Sauer. „Wir dürfen uns auch mit Dingen beschäftigen, die die Stadt so nicht auf dem Tableau hat.“
Die Entwürfe der Studierenden reichen von Kulturzentren in ausrangierten Bahnwaggons bis hin zu Open-Air-Eventflächen am Neuen Hafen. Besonders das Hafenareal am Main wurde als vielversprechender Standort identifiziert – gleich fünf Projekte siedeln die neue Posthalle dorthin. Aber auch ungewöhnlichere Ideen, wie die Reaktivierung des ehemaligen Gaswerk-Geländes in der Ständerbühlstraße, wurden angedacht.
„Es ging nie darum, ein komplett realistisches Konzept zu liefern“, sagt Student Philipp Watzke. „Aber viele Ideen könnten mit etwas Anpassung durchaus umsetzbar sein.“
Fest steht: Nach der letzten Veranstaltung am 15. Februar 2026 verliert Würzburg seine größte Eventlocation. Das wird auch spürbare Auswirkungen auf die Kulturlandschaft haben, warnt Posthallen-Betreiber Jojo Schulz:
„Würzburg wird von Konzertagenturen nicht mehr angefahren. Künstler bauen sich bis etwa 200 Besucher hier auf – und gehen dann direkt nach Nürnberg oder Frankfurt. Das ist ein großer Verlust an kulturellem Angebot und kommunaler Daseinsvorsorge.“
Das THWS-Projekt zeigt: Stadtentwicklung kann anders gedacht werden – wenn man bereit ist, alte Strukturen zu hinterfragen. Was es jetzt braucht, ist politischer Wille. Und den Mut, neue Wege zu gehen. Die Ideen der Studierenden liefern dafür reichlich Anregung.