In Zeiten, in denen viele Kirchen mit schwindendem Interesse zu kämpfen haben, geht man in Münnerstadt einen ganz anderen Weg: Mit großem Engagement und beträchtlichem Einsatz wird dort in die Zukunft eines besonderen Gotteshauses investiert. Die Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena gilt als echtes Juwel in Unterfranken – für Gläubige und Kunstliebhaber gleichermaßen. Und aktuell bietet sie einen Anblick, wie man ihn so wohl nie wieder erleben wird.
Seit über einem Jahr ist das Innere der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena in Münnerstadt von einem riesigen Gerüst durchzogen – ein ungewohnter Anblick, der aber nicht nur die Sanierung im Innern ermöglicht, sondern auch neue Perspektiven schafft. Die kunsthistorischen Schätze der Kirche können so aus nächster Nähe betrachtet werden. Ein Blickwinkel, der sich sonst nie bietet – und der verdeutlicht, welch wertvolles Erbe hier gehütet wird. Die spätgotische Kirche gilt als Juwel der fränkischen Kunst- und Kirchengeschichte und beheimatet Werke von überregionaler Bedeutung:
„Der erste große Altar, den Riemenschneider geschaffen hat, ist in dieser Kirche. Die weltweit einzigen Gemälde, die es von Veit Stoß gibt, sind in dieser Kirche und viele andere Kunstwerke noch. Es gibt auch einige neue Elemente in der Kirche, wie zum Beispiel der Ort für die Marienfigur oder für die beiden Marienstatuen. Aber auch der Altar und der Anbau werden neu gestaltet und wir planen auch schon eben diese ganzen Schätze, die wir auch teilweise selber neu entdeckt haben, der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mit Vortragsreihen oder auch mit besonderen Führungen. Also so, dass die Kirche auch einfach in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen wird und für die Menschen interessant sein wird“, so Pater Markus Reis.
Auch das Gemälde „Noli me tangere“ von Caspar Haas aus dem Jahr 1650 – selbst einst im Zuge einer Kirchensanierung entstanden – wurde nun restauriert. Hinzu kommen die aufwendigen Graumalerein die die Wände zieren sowie Grabplatten, Gedenktafeln und nicht zuletzt die kostbaren historischen Glasmalereien, die als bedeutendste ihrer Art zwischen Erfurt und Bamberg gelten. Die laufende Sanierung ist dabei eine echte Mammutaufgabe. Bereits 2010 gab es erste Überlegungen und Abstimmungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Diözese Würzburg, bevor 2019 der erste Bauabschnitt begann. Damals standen statische Maßnahmen und die Neueindeckung des Dachs am nördlichen Seitenschiff im Mittelpunkt.
Im Sommer 2023 begann dann der zweite Bauabschnitt – mit weitreichenden Eingriffen in den Innenraum.
„Was für die Münnerstädter eben eine sehr sichtbare Veränderung sein wird, es wird nach der Renovierung wieder einen Mittelgang geben, so wie bis 1975 oder bis 1970. Und dadurch werden die Seitenschiffe leer und aber die Bänke, die alten Bänke werden angepasst für die neue Stellung in der Mitte. Das ist das, was natürlich auch eine aufwendige Sache ist, weil sowohl dann der Boden teilweise neu gemacht werden musste, aber auch eben die Bänke neu gestellt werden“, so Reis weiter.
Während viele Maßnahmen sichtbar sind, laufen andere im Verborgenen: Ein neues Elektro- und Lichtkonzept und aufwändige Schutzmaßnahmen wie Blitzschutz oder Tragwerkssicherung sind entscheidend für den langfristigen Erhalt des Gotteshauses. Doch all das hat auch seinen Preis: Inzwischen liegt der Kostenstand bei rund 4,3 Millionen Euro. Einen Löwenanteil trägt dabei die Diözese Würzburg. Mehr als ein Drittel der Kosten fällt aber auch auf die Pfarrei vor Ort – unterstützt wird sie dabei von zahlreichen Stiftungen, dem Landkreis, dem Bezirk und der Stadt Münnerstadt. Seit 2011 sind durch Spenden zudem rund 300.000 Euro zusammengekommen.
Mit der abschließenden Spendenaktion „Ein Licht für Magdalena“ soll der Endspurt nun gemeinsam geschafft werden: Für jede Spende über 20 Euro erhalten Unterstützerinnen und Unterstützer ein symbolisches Licht, das beim feierlichen Eröffnungsgottesdienst am 23. November 2025 in der dunklen Kirche entzündet wird – als Zeichen für die wiedererstrahlende Pracht der Kirche.
„Also für Münnerstadt hat diese Kirche eine ganz wichtige Bedeutung, weil es ist das Identitätsmerkmal der Stadt. Es war eine Kirche, die die Bürgerschaft mal gebaut hat und eben der Turm, vor dem wir stehen, der geht zurück ins 13. Jahrhundert. Also es dürfte auch das älteste Bauwerk sein, das wir in Münnerstadt haben, jedenfalls vom Turm her. Das Kirchenschiff ist ja unter Julius Echter 1610 bis 12 dann neu gebaut worden. Aber es ist eben der Mittelpunkt der Stadt, nicht nur jetzt für uns Katholiken, sondern ich glaube auch für die Münnerstädter. Da ist es eben ein Stück der eigenen Identität“, erklärt Pater Reis.
Die Wiedereröffnung mit feierlicher Altarweihe durch den Diözesanbischof soll dann den Beginn eines neuen Kapitels einläuten: für eine Gemeinde, die mit großem Einsatz an ihrem Glaubensort festhält und für ein Baudenkmal, das weit über Münnerstadt hinaus strahlt.