In der zweiten Folge unserer Sendereihe fragt Felix See nach: wer nutzt Leicht Sprache? Wo begegnet sie uns im Alltag? Wer sind die Auftraggeber für Texte in Leichter Sprache? Welche Bedeutung haben Texte in Leichter Sprache für die Inklusion und die Barrierefreiheit?
Wer sich selbst mittels Wort und Schrift informieren kann, hat ein großes Stück Selbstbestimmung. Das gilt nicht nur für die Kommunikation mit Behörden, Ärzten, Schulen, usw. Auch im privaten Bereich und in der Freizeit eröffnet Leichte Sprache die Möglichkeit der Teilhabe. Zum Beispiel im Museum im Kulturspeicher in Würzburg. Dort gibt es zahlreiche barrierefreie Angebote, unter anderem auch Texte zu ausgewählten Kunstwerken in Leichter Sprache.
Einen großen Schritt auf dem Weg der Barrierefreiheit hat auch das „Ab geht die Lutzi“ Festival in Rottershausen (Lkr. Bad Kissingen) gemacht: auf der Website des Festivals finden sich ausführliche Informationen in Leichter Sprache. Die Festival-Organisatoren betonen, dass bei der Planung und Realisierung barrierefreier Maßnahmen immer die Einbindung von betroffenen Menschen gegeben sein muss, um nicht am Bedarf vorbei zu planen.
Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Würzburg bearbeitet daher Übersetzungen immer gemeinsam mit einer Prüfgruppe der Mainfränkischen Werkstätten. Hier werden Texte gemeinsam gelesen und besprochen. Ist der Text klar genug? Oder ist er verwirrend? Gibt es Fachbegriffe, die erklärt werden müssen? Dabei geht es nicht nur um Formulierungen, sondern auch um die gute Lesbarkeit. Diese wird durch eine ausreichend große Schriftgröße, den Zeilenabstand, Bilder und Illustrationen, sowie den Kontrast gefördert.
Texte in Leichter Sprache sind natürlich für Menschen mit kognitiven Einschränkungen wichtig, um ein Stück mehr Selbstbestimmung zu erlangen. Aber es gibt noch viele weitere Zielgruppen. Zum Beispiel Menschen, die Deutsch lernen, etwa Migrantinnen und Migranten. Sie haben häufig mit Behörden zu tun, bekommen Bescheide und müssen Formulare ausfüllen. Dies gelingt in Leichter Sprache besser, als im fachlichen „Behördendeutsch“. Eine weitere Zielgruppe: Menschen mit Aphasie. Bei ihnen ist das Sprachzentrum im Gehirn gestört, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Mit Leichter Sprache kommen sie meist besser zurecht. Auch Seniorinnen und Senioren, die häufig Seh-Einschränkungen haben, können Inhalte in Leichter Sprache oft besser lesen – sei es durch das klare und konstrastreiche Layout oder auch durch die spezifische Formulierung, Satzbau und Wortwahl.
Um den Zugang zu Texten in Leichter Sprache möglichst vielfältig und einfach zu gestalten, hat auch die Stadtbücherei Würzburg ihr Angebot erweitert: Sie bietet Bücher in Leichter Sprache an: Romane, Kochbücher, Ratgeber – es wird eine große Bandbreite abgedeckt und das Angebot laufend erweitert.
Beim Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung am 5. Mai 2023 beteiligten sich viele Einrichtungen mit Aktionen auf dem Würzburger Marktplatz. Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Würzburg war mit einer Postkartenaktion dabei: auf vorgedruckten Postkarten kann der Wunsch nach Angeboten in Leichter Sprache direkt an Behörden und andere Einrichtungen mitgeteilt werden. auch zum Internationalen Tag der Leichten Sprache am 28. Mai 2023 ruft das Projekt „Klipp und Klar“ zur Postkartenaktion auf. Auch der Fachbereich Inklusion setzt sich für Leichte Sprache ein. Sie ist ein Teil des lokalen Aktionsplanes Inklusion der Stadt Würzburg, der die Inklusion behinderter Menschen in allen Lebensbereichen zum Ziel hat.