Corona, Grippe und Krankenhauskeime, sie alle haben eines gemeinsam: Ribonukleinsäure – kurz RNA. Aus diesem „Baustein des Lebens“ besteht auch das Erbgut vieler Viren. Und das erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Helmholtz-Institut in Würzburg, um neue Therapien, Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln, die uns im Alltag schützen können. Dafür entsteht in Würzburg aktuell auch ein neues Forschungsgebäude – heute wurde dafür Richtfest gefeiert.
Hier wird an der Medizin von morgen gearbeitet – und vielleicht sogar Forschungsgeschichte geschrieben: Am Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung, kurz HIRI, suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Antworten auf einige der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. Ihr Schlüssel: Ribonukleinsäure – besser bekannt als RNA. Dafür entsteht auf dem Würzburger Medizin-Campus ein hochmodernes Forschungsgebäude.
„Hier erforschen wir die Grundlagen von Ribonukleinsäure, von RNA, die man als Medikament verwenden kann. Zum Beispiel die Impfstoffe, die uns aus der Covid-Pandemie herausgebracht haben und die man auch für viele andere Sachen als Diagnostik zum Beispiel verwenden kann, um herauszubekommen, mit welchem Erreger bin ich denn gerade infiziert?“, so Prof. Dr. Jörg Vogel, Geschäftsführender Direktor des HIRI.
Seit seiner Gründung 2017 wächst das Institut stetig. Dass zeigt auch ein frisches Beispiel: Für die Erforschung sogenannter „Bakterienfresser“ – also Viren, die Bakterien gezielt angreifen – fließen 1,5 Millionen Euro an EU-Fördermitteln nach Würzburg, um sie zu entschlüsseln und ihr Potenzial für künftige Therapien zu erschließen. Aktuell arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch in Räumen der Uni Würzburg. Doch das soll sich ändern. Auf 10.700 Quadratmetern soll bis Anfang 2027 eine Forschungsstätte der Spitzenklasse stehen. Fast 60 Millionen Euro nehmen der Freistaat Bayern und die Europäische Union dafür in die Hand.
„Forschung ist bei uns systemrelevant. Wenn wir nicht die besten Forscher und die besten Entwickler dieser Welt hätten, dann würden wir im Wohlstand sehr schnell zurückfallen. Ich hoffe natürlich auch, dass die Produktion noch in Deutschland bleibt. Dass am Ende auch neue Arzneimittelprodukte nicht nur in Indien und China gefertigt werden, nachdem sie in Deutschland erforscht wurden, sondern dass wir auch die Produktion wieder zurückholen. Aber zunächst mal Forschung und Entwicklung ist systemrelevant.“, schildert der Stellvertretende Bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger, .
Das HIRI ist weltweit die erste Einrichtung, die Infektionsbiologie und RNA-Forschung systematisch verbindet. Schon heute arbeiten hier über 100 Expertinnen und Experten aus 20 Nationen – künftig sollen es bis zu 200 werden.
„Wir gehen jetzt Richtung Champions League. Das ist nicht nur so dahingesagt, sondern es ist tatsächlich so. Wenn wir es schaffen, jetzt auch noch Exzellenzuniversität, sagen wir ganz offiziell zu werden und wir sind ja da in der letzten Runde, innerhalb des nächsten Jahres wird es entschieden, dann sind wir wirklich da, wo wir eigentlich hingehören. Als Wissenschaftsstandort, der nicht nur in der Region, sondern weit, weit darüber hinaus einfach ein Spitzenstandort ist. Der international auch noch mal das Signal gibt: Kommt hierher, helft uns zu forschen und uns weiterzuentwickeln.“, so Oberbürgermeister Martin Heilig stolz.
Damit das gelingt, hat die Stadt sich einiges vorgenommen: vom Bau eines neuen Universitätsgebäude über die Verlängerung der Straßenbahnlinie 5 und den Bau der Linie 6 bis hin zu einer verbesserten Willkommenskultur. Die geplante Multifunktionsarena soll außerdem Würzburgs Strahlkraft erhöhen – als attraktiver Standort für Forscherinnen und Forscher und als Bühne für große Kongresse. Denn mit dem Neubau entsteht in Würzburg ein Leuchtturm der Infektionsforschung. Ein Ort, an dem die Medizin von morgen entwickelt und vielleicht ja auch Geschichte geschrieben wird – für Würzburg, für Bayern und weit darüber hinaus.