Schneller, sportlicher, freier – und das trotz einer Erkrankung, die oft genau das unmöglich macht. Multiple Sklerose. Die Gruppe „mit MS aktiv“ startet daher jährlich eine ganz besondere Tour, die nicht nur die Landschaft, sondern auch Barrieren überwindet. Hier zählt nicht, wie viele Räder ein Fahrrad hat – sondern wie viel Lebensfreude darauf Platz findet.
Ferrari Feeling – und das auf nur drei Rädern. Rund 40 Rad-Fahrzeuge in verschiedensten Ausführungen bringen die Teilnehmenden bei der Liegedreiradtour 2025 auf dem Main-Radweg einmal quer durch den Landkreis Main Spessart. Das Besondere: Die Mehrzahl der Teilnehmer ist an MS erkrankt. Ein Problem, ja. Ein Hindernis – nicht für die Gruppe „mit MS-aktiv“. Einige können gar nicht mehr laufen oder haben nur noch wenig Kraft in den Beinen. Es gilt daher trotzdem auf einiges zu achten: So etwa eine Begleitmannschaft, falls doch jemand die Steigung nicht schafft oder auch das Thema der Straßenquerungen, weshalb auch die Polizei mit von der Partie ist.
Startpunkt ist die Bike Lodge in Lohr am Main. Dort rüsten sich die Teilnehmenden für die Fahrt – präparieren ihre Fahrzeuge und machen sich für Wind und Wetter startklar. 120 Kilometer absolviert die Gruppe insgesamt. Da folgt alles einem strukturierten Ablauf: Man trifft sich zwei Tage vorher, um die Räder einzustellen und Testfahrten zu unternehmen. Dann stehen 30 Kilometer am Tag an – 15 zum Mittagessen und wieder 15 zum Abendessen. Ein Reisebus bringt dann die Gruppe zur Unterkunft.
Vom 25.08. bis zum 31.08.2025 sind die rund 40 Teilnehmer unterwegs. Entstanden ist das Projekt durch eigene Betroffenheit – vor ca. 25 Jahren wurde bei Andres Frau MS diagnostiziert. Von der schockierenden Diagnose haben sich die beiden aber nie unterkriegen lassen. Es war immer klar: es muss mehr Möglichkeiten für Mobilität geben als nur den Rollstuhl. Damit die Tour überhaupt stattfinden kann ist die Gruppe dringend auf Unterstützung angewiesen. Zwei große Liegerad-Manufakturen unterstützen das Projekt mit Leihrädern. Aber auch kleinere Spezialradhersteller bieten Unterstützung. Manche müssen aufrecht sitzen – andere können ihre Beine gar nicht mehr bewegen. So auch Daniela aus Hamburg. Sie bedient ihr Fahrzeug komplett mit ihren Armen – und hat eine klare Message:
„Man muss nicht gut sein. Umso mehr du machst, umso sportlicher fühlst du dich und du vergisst auch den Rollstuhl. Ich bin ja nicht gefesselt und lieg im Bett – der Rollstuhl ist ja mein Sportgerät.“
Am Ende der Tour bleibt vor allem eines hängen: Lebensfreude auf drei Rädern und der Beweis, dass Mobilität und Abenteuer trotz MS möglich sind. Die Teilnehmenden zeigen eindrucksvoll, wie viel Kraft in Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung steckt. Statt Grenzen zu akzeptieren, werden neue Wege gefunden – ganz im Sinne des Mottos der Gruppe: aktiv bleiben, egal wie. Und vielleicht ist genau das das wahre „Ferrari-Feeling“.