Ein massiver Umbruch steht dem Kaufland-Logistikstandort in Donnersdorf bevor. Bis zu 350 der 550 Mitarbeitenden sollen ihre Arbeitsplätze verlieren – nicht etwa weil die Stellen gestrichen werden, sondern weil die Mitarbeitenden ersetzt werden sollen. Eine Nachricht, die nicht nur die Belegschaft, sondern auch die gesamte Region tief erschüttert. Denn in der 2000-Einwohner-Gemeinde ist der Discounterriese mit seinem 2004 eröffneten Zentrallager das alle 770 Filialen in Deutschland mit Non-Food-Ware und Aktionsartikeln versorgt, der mit Abstand größte Arbeitgeber.
Rund zwei Drittel der Belegschaft am Kaufland-Logistikstandort Donnersdorf im Landkreis Schweinfurt könnten ihre Arbeitsplätze verlieren. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi plant das Unternehmen, bis zu 350 der rund 550 tariflich bezahlten Stellen mit Werkarbeitern neu zu besetzen.
„Insbesondere im Non-Food-Geschäft hat die Komplexität aufgrund volatiler Lieferketten, Fachkräftemangel und wechselnder Artikelanzahl enorm zugenommen. Um unter diesen Rahmenbedingungen leistungsfähig zu bleiben, müssen wir uns am Standort in Donnersdorf verändern, um noch agiler und flexibler arbeiten zu können. […] Die Werkunternehmen haben mehr Möglichkeiten, personell flexibel und schnell zu reagieren und sich auf kurzfristig ändernde Anforderungen in der Aktionswarenlogistik einzustellen.“, so Kaufland auf unsere Nachfrage.
Dabei lege Kaufland nach eigenen Angaben Wert darauf, dass diese Unternehmen die gesetzlich festgelegten sozialen Mindeststandards sowie die geltenden Sozial- und Umweltgesetze einhalten. Gewerkschaftssekretär Peter König von ver.di kritisiert, dass die Entscheidung ohne echte Verhandlungen getroffen wurde. Betriebsrat und Belegschaft hätten flexible Arbeitszeitmodelle ausgearbeitet, über die Unternehmensleitung nicht einmal diskutieren wollte. König wirft Kaufland vor, sich durch die Auslagerung der Logistik seiner Verantwortung zu entziehen. Hauptsache die Arbeit werde erledigt – egal zu welchen Bedingungen.
Besonders pikant: Bereits 2012 stand der Standort im Fokus, als Ermittlungen illegale Scheinwerkverträge aufdeckten. Damals musste Kaufland ein Bußgeld von neun Millionen Euro zahlen und die betroffenen Mitarbeitenden der Werkunternehmen übernehmen. Die Zukunft der aktuellen Mitarbeitenden ist ungewiss. Der Betriebsrat und das Unternehmen müssen zunächst einen Interessenausgleich und Sozialplan ausarbeiten. Bis dahin können keine Kündigungen ausgesprochen werden. Wie die Zusammenarbeit mit den Subunternehmen gestaltet wird und ob ehemalige Kaufland-Beschäftigte unter möglicherweise schlechteren Bedingungen übernommen werden, bleibt bis dahin offen. Da die Verhandlungen und Gespräche mit dem Betriebsrat erst beginnen, könne Kaufland momentan noch keine detaillierten Angaben zur Ausgestaltung der sozialverträglichen Lösungen machen. An der Entscheidung hält das Unternehmen auch nach dem ersten Treffen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft fest.