Extreme Wetterereignisse mit dramatischen Folgen treten in Deutschland immer häufiger auf – zuletzt im vergangenen Jahr die Hochwasser-Katastrophe in Süddeutschland. Um Herausforderungen wie diese zu meistern und die Bevölkerung bestmöglich zu schützen, bedarf es neben den bestehenden taktischen Einheiten auch besondere Konzepte und Einsatzgeräte. Eine solche Besonderheit wurde nun in Oberelsbach im Landkreis Rhön-Grabfeld vorgestellt.
Da steigt sie in den Himmel auf – die Flächenflugzeugdrohne Trinity. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern und einer maximalen Flugzeit von 90 Minuten soll sie künftig Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit in großen Katastrophenfällen unterstützen. Das Drohnensystem erstellt ein digitales Lagebild – durch die hochauflösende Kartierungs-Kamera können mehrere Quadratkilometer in kurzer Zeit erfasst werden.
„Bei großen Schadenslagen brauchen wir eben eine präzise und schnelle Übersicht für die Einsatzleitung, um den Einsatz effizient führen zu können. Und dazu brauchen wir eben zusätzlich zu den Satellitenbildern eben ein aktuelles Bild von der Lage vor Ort.“, schildert Dr.-Ing. Felix Böhringer, der verantwortlich ist für die BRK-Kontaktstelle „Drohnen“. Und weiter: „Das heißt ich schaue von oben auf die Szenerie drauf. Ich kann sehr detailliert reingehen, ich kann Personen erkennen zum Beispiel, natürlich Fahrzeuge, Häuser und Ähnliches.“
Die Besonderheit ist aber nicht die Drohne selbst, sondern die umfangreiche Zusammenarbeit, die dahinter steckt: Die Bilder der Drohne sollen dann im Einsatz mit den Satellitenaufnahmen des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation, kurz ZKI, vereint werden. Dies geschieht am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen westlich von München. Beschafft wurde das neue System im Rahmen eines vom Bund geförderten Forschungsprojekts, wobei die BRK-Landesgeschäftsstelle die Koordination zwischen den beteiligten Akteuren übernimmt. So wird das Team der Bergwacht Rhön-Spessart in Oberelsbach das neue Drohnensystem einsatzbereit halten und bei Einsätzen betreiben.
„Die Bergwacht Bayern mit ihren Untergliederungen ist schon seit über 10 Jahren mit Drohnen im Einsatz. Die tagtäglich mit – was Sie kennen – so Quadrokopter, wie so kleine Hubschrauber unterwegs sind. Und wir haben natürlich ein Team gesucht, das zum einen über Erfahrung verfügt. Oberelsbach ist natürlich geografisch fast in der Mitte von Deutschland. Und wir haben hier ideale Voraussetzungen: Auch die Unterstützung vom örtlichen Kreisverband Rhön-Grabfeld, dass das Auswahlverfahren letztendlich nach Oberelsbach gebracht hat, wo wir auch zu den Einsätzen starten.“, so Uwe Kippnich, Koordinator der BRK-Sicherheitsforschung.
Die Mitglieder der Bergwacht hatten bereits erste Einweisungen bekommen, jedoch stehen wohl noch ein paar Trainingsabende mehr auf dem Plan. Trinity wird dann übrigens nicht manuell gesteuert, sondern folgt einer zuvor geplanten Flugroute, da man eine Kartierung und kein Live-Bild im Flug haben möchte. Bei Unwetter muss die Drohne am Boden bleiben – da ist das Risiko für Schäden zu hoch. Für das neue System gibt es zwei sogenannte Hauptanwendungsfälle:
„Die Hochwassersituation und auch Waldbrände. Und das ist natürlich bei großflächigen Ereignissen. Das heißt, wir kalkulieren von einer Einsatzhäufigkeit von drei Einsätzen vielleicht im Jahr – das wird die Realität zeigen. Um dann weite Strecken von z.B. Würzburg nach Ochsenfurt den Main abzufliegen automatisch, um dort die Kartierung zu machen, um ein Gesamtlagebild zu kriegen: Was sind die Schäden, welche Brücken sind befahrbar und solche Informationen.“, so der Koordinator.
Mit allem drum und dran liege man mit dem System bei rund 50-60.000 Euro, so Kippnich. Unbezahlbar sei hingegen das technische Know-How der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Von Trinity kann künftig die ganze Blaulichtfamilie bei ihrer Arbeit im Katastrophenfall profitieren – und somit natürlich auch die gesamte Bevölkerung.