So., 23.01.2022 , 18:00 Uhr

Mehr schlecht als recht - Die Situation der unterfränkischen Schweinehalter

Preise im Sinkflug

Die deutschen Schweinehalter gehen auf dem Zahnfleisch. Der Preis für ein Kilo Schweinefleisch ist seit Jahren im Sinkflug, eine Besserung ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Auch Landwirt Christian Endres aus dem Landkreis Main-Spessart bekommt das deutlich zu spüren. Momentan erhält er pro Schwein in etwa 120 Euro, das heißt zehn Schweine machen ein iPhone.

Auch Tierwohl rentiert sich kaum

Und das, obwohl Christian Endres unter anderem Mitglied bei der „Initiative Tierwohl“ ist. Doch selbst wenn er seinen Betrieb auf die höchste Stufe – also Bio – umrüsten würde, wäre der Verdienst noch weit davon entfernt, um ordentlich davon leben zu können. Doch warum ist der Preis so im Sinkflug? Laut Bernhard Schwab vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten spielt unter anderem der Konkurrenzkampf der Discounter einer Rolle. Es werde Werbung gemacht mit günstigem Fleisch, Gemüse, anderen Produkten und viele Verbraucher greifen darauf zu. Die Lebensmittel sind sicher, die Lebensmittel haben eine Qualität, auch billiges Fleisch muss den Standards genügen. Und somit sei die Art und Weise des Lebensmittelhandels ursächlich auch für schlechten Preise.

Händler und Politik in der Pflicht

Dieses Billigfleisch kommt aber oft aus dem Ausland – Tierschutz und Kontrollen Fehlanzeige. Und auch die CO2-Bilanz sieht bei Fleisch aus Südamerika oder Spanien nicht gerade rosig aus. Hier müssten laut Christian Endres die Läden und die Politik handeln. Initiativen mancher Supermärkte, mehr auf heimische Produkte zu setzen, sieht er zwiegespalten. Denn diese sehen oftmals nur einen geringen Prozentsatz an regionaler Ware vor.

Corona trägt Mitschuld

Und auch die Pandemie trägt ihren Teil dazu bei. Laut Endres ging die Nachfrage nach Schweinefleisch aufgrund von Corona in Deutschland um 20 Prozent zurück. Zurückzuführen sei dies auf fehlende Feste und strenge Regeln in der Gastronomie. Die Anzahl der Schweine in seinem Betrieb wird aber nicht weniger und wenn diese ein gewisses Gewicht erreicht haben, muss er sie verkaufen. Ansonsten würde er noch weniger Geld einnehmen. Es gibt in Deutschland also mehr Schweinefleisch, als nachgefragt wird.

Kaum Export

Doch auch hier gibt es seit einigen Jahren Probleme: Seit der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 sind die Beziehungen zwischen dem Land und Europa angespannt. Russland importiert deshalb kaum noch Fleisch aus Deutschland. Und auch der zweite große Abnehmer, China, hat mittlerweile den Import fast komplett eingestellt. Grund ist die Sorge vor der Afrikanischen Schweinepest, von der immer mehr Fälle in Deutschland festgestellt werden. Für die Schweinehalter keine guten Aussichten, vor allem weil auch ihre Ausgaben ständig steigen.

Düstere Aussichten

1970 hat sein Vater den Betrieb aufgebaut, 2013 hat ihn Christian Endres dann übernommen – Und macht aktuell pro Schwein 20 Euro Verlust. Wie soll es also weitergehen? Noch kämpft der unterfränkische Landwirt um seinen Beruf, die Aussichten sind aber düster. Wenn der Kilopreis in absehbarer Zeit nicht auf mindestens 2 Euro ansteigt, gibt sich Endres noch höchstens drei Jahre. Und der Trend gibt ihm Recht: Laut dem bayerischen Landesamt für Statistik gaben in den letzten 10 Jahren über ein Drittel der bayerischen Schweinehalter ihren Beruf auf. Damit die restlichen Landwirte eine Zukunft haben, muss ein Umdenken her. In der Politik, im Handel, aber auch von uns Verbrauchern. Sonst gibt es Unterfranken bald wohl wirklich keine Sau mehr im Stall.

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