Doch trotz voller Auftragsbücher fehlen vielerorts die Mitarbeiter. Um auf die Bedeutung und aktuelle Herausforderungen vor allem kleiner Betriebe im ländlichen Raum aufmerksam zu machen, hat die Handwerkskammer für Unterfranken zu einem Gespräch in Arnstein im Landkreis Main Spessart geladen.
Der Meistertitel ist für viele ein wichtiger Schritt in der Berufslaufbahn – ob als höhere Qualifikation oder als Basis zur Selbstständigkeit. Der Meisterbrief ist der Lohn für harte Arbeit, Fleiß und Talent. So werden bei der Meisterfeier der Handwerkskammer für Unterfranken jedes Jahr die frischgebackenen unterfränkischen Jungmeisterinnen und Jungmeister geehrt. Nach wie vor wird dem Handwerk eine große Wertschätzung entgegengebracht. Allerdings hat sich im Laufe der Jahre die gesellschaftliche Struktur geändert.
Meisterbriefe dreier Generationen reihen sich an der Wand im Büro von Martin Fischer aneinander. Ob und wann ein vierter folgt ist unklar. Momentan hat der 59-jährige Bauunternehmer noch keinen Nachfolger. Das Unternehmen ist eines von rund 19.500 Handwerksbetrieben in Unterfranken. Mit ihren 95.000 Gesellen und Meistern erwirtschaften die Betriebe jährlich einen Umsatz von elf Milliarden Euro. Dennoch sind über 1.000 Lehrstellen nicht besetzt, laut Michael Bissert, dem Präsidenten der Handwerkskammer für Unterfranken sei die Dunkelziffer noch höher.
Handwerksbetriebe prägen vor allem im ländlichen Raum seit Jahrhunderten das Gesicht der Ortschaften und Gemeinden. Sie bieten Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort, ihre Produkte und Dienstleistungen stärken die Lebensqualität in einer Region. Auch in Arnstein, der größten Flächengemeinde im Landkreis Main-Spessart haben die Handwerkbetriebe einen großen Stellenwert. Laut dem ersten Bürgermeister Franz Josef Sauer bilden sie das Rückgrat der Stadt und der Gesellschaft. Um dieses erfolgreich in die Zukunft zu führen, müsse man bei der Jugend ansetzen.
Obwohl das Handwerk so eine große Bedeutung für die Wirtschaft und auch die Gesellschaft hat, ziehen es viele junge Menschen vor zu studieren. Bei der Gesprächsrunde auf dem Arnsteiner Betriebsgelände wird eine wichtige Forderung deutlich: Die akademischen Berufe und das Handwerk müssen gleichgestellt werden. Auch in Bezug auf die Energiewende müsse man sich sonst fragen, wer diese in die Tat umsetzten soll, wenn es an Fachkräften fehlt? Ohne das Handwerk gibt es keine Zukunft lautet entsprechend auch die Konsensmeinung der Handwerksvertreter beim Pressegespräch.