Seit ein neuer Investor die Kletterhalle des ROCK INN in der Würzburger Ohmstraße übernommen hat, droht den Betreibern das Aus. Die Streitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern werfen immer mehr Fragen auf: Gibt es in der Boulderhalle wirklich gravierende Mängel, welches Motiv hat der neue Investor und welche Rolle spielt das Bayerische Rote Kreuz in der ganzen Angelegenheit?
Zum 1. Mai wechselte der Eigentümer, der angemieteten Halle. Prinzipiell kein Problem für die Betreiber der Kletteranlage, denn ihr Mietvertrag garantiert ihnen eine Laufzeit bis 2050. Doch der neue Vermieter versucht diesen Vertrag mit einer fristlosen Kündigung aufzuheben. Wir haben uns mit dem Eigentümer und einem Familienmitglied, dass als Wortführer auftritt, getroffen. Ihren Namen will die Investorenfamilie nicht preisgeben, und auch ein Interview lehnen sie ab. Laut ihren Schilderungen wollte das ROCK INN den Vertrag nach 2025 auslaufen lassen – auch der mögliche Kauf der Immobilie sei nicht in Erwägung gezogen worden. Das ROCK INN widerspricht dem.
In einem Gespräch mit unserer Redaktion betont der Eigentümer immer wieder, es herrschten Gefahren durch Eingriffe in die Statik. Außerdem wirft er den Mietern Emissions- und Brandschutzverstöße vor. Alle Kritikpunkte will der Eigentümer mit entsprechenden Nachweisen dokumentieren können. Ein Großteil dieser Nachweise liegt uns vor, die Beurteilung dieser Nachweise obliegt allerdings Fachleuten. Auch die Bauaufsicht der Stadt Würzburg beschäftigte sich jüngst mit den Vorwürfen, nachdem der Investor die mutmaßlichen Verstöße dort angezeigt hatte. Von dort heißt es:
Statement Stadt Würzburg:
„Aufgrund der von Statikern, Brandschutzgutachtern und Prüfsachverständigen vorgelegten Unterlagen, sowie einer erfolgten Begehung, kann der Betrieb der Boulderhalle entsprechend der in erteilten Baugenehmigung Vorgaben erfolgen. Parallel hat die Bauaufsicht einen neuen Bauantrag gefordert, der kleine Änderungen wie eine kleine Außenkletterwand aufnimmt, generell auf dem neuesten Stand ist und alle Kletterelemente darstellt. Aktuell wartet die Bauaufsicht noch auf diesen Bauantrag.„
Die Geschäftsführung von ROCK INN sammelt ebenfalls Nachweise für ihr Sicht der Dinge, möchte den Konflikt aber nicht in der Öffentlichkeit austragen. Ihnen gehe es darum aufzuzeigen, welchen eigentlichen Sinn der Vermieter verfolgt.
Mit dem eigentlichen Sinn meint Geschäftsführer Andreas Schmitt das Angebot des Vermieters an das Bayerische Rote Kreuz. Wann genau dem BRK die Immobilie angeboten hat, möchte niemand beantworten, der Zeitraum liegt aber vermutlich vor dem Kaufabschluss des Gebäudes. Für den BRK-Kreisverband in Würzburg war das Angebot ein Geschenk – denn schon seit mehr als zehn Jahren ist man erfolglos auf der Suche nach einem neuen Standort. Entwicklungen in der Medizin und der Fahrzeugtechnik führen dazu, dass die Einsatzfahrzeuge immer größer werden – am bisherigen Standort wird der Platz also mehr als knapp und die Suche mehr als dringend. Es gibt allerdings strenge Bedingungen an eine neue Rettungsdienst-Basis: zum einen muss sie verkehrsgünstig liegen, zum anderen muss dort ein 24-Stunden-Betrieb zulässig sein. Die Halle in der Ohmstraße wäre laut einer Überprüfung gut geeignet. Von den Streitigkeiten distanziert sich das BRK.
Trotzdem betont der Eigentümer, die Pläne mit dem BRK seien nicht der Grund für die Kündigung.
Schriftliche Stellungnahme Investorenfamilie
„Dieses Verhalten des Betreibers/Mieter hat bei uns zu einem erheblichen Vertrauensbruch gegenüber dem Mieter geführt und uns jegliche Hoffnung für eine partnerschaftliche Lösung geraubt. Ein vertrauensvolles und kooperatives Verhältnis erscheint uns leider nicht möglich.“
Laut den Betreibern der Boulderhalle eine Lüge, denn die Kündigung wurde bereits sechs Tag nach der Übernahme der Immobilie ausgesprochen. Die Investorenfamilie hätte mehrfach versucht sich gütlich zu einigen, habe dem ROCK INN sogar angeboten, bei der Suche nach einem neuen Standort zu helfen und den Umzug finanziell zu unterstützen. Nun sehe man sich aber gezwungen Räumungsklage zu erheben. Eine verfahrene Situation aus der wohl niemand der Beteiligten mehr als Gewinner hervorgehen wird.