Der Ausbau der Stromautobahn SuedLink soll den Transport von Windstrom aus Norddeutschland nach Süddeutschland sichern – ein zentrales Projekt der Energiewende. Doch gegen den Bau der Trasse in Bayern regt sich massiver Widerstand. Mehrere Bürgerinitiativen haben nun Klage eingereicht. Der Konflikt um Nutzen, Kosten und Umweltschutz spitzt sich weiter zu.
SuedLink ist eines der größten Infrastrukturvorhaben Deutschlands. Auf einer rund 700 Kilometer langen Strecke soll künftig Windstrom aus Norddeutschland nach Bayern und Baden-Württemberg transportiert werden. Die geplante Übertragungsleistung liegt bei insgesamt 4 Gigawatt. Die ersten Planungen reichen bis ins Jahr 2012 zurück, die Inbetriebnahme ist für 2028 vorgesehen.
Im Juli 2025 fiel in Oerlenbach der symbolische Startschuss für den Bau.
Für alle bundesweiten Projektabschnitte hat die Bundesnetzagentur inzwischen grünes Licht gegeben. Damit kann der Bau der Stromtrasse offiziell voranschreiten. Während auf Seiten der Projektverantwortlichen große Zuversicht herrscht, formiert sich zeitgleich massiver Widerstand in mehreren Bundesländern.
Über den Verein Bürgerinitiative Bergrheinfeld hat das Aktionsbündnis „Trassengegner“ Klage beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingereicht. Geklagt wird gegen den Planfeststellungsbeschluss für SuedLink in Bayern. Ziel der Gegner ist es, das gesamte Projekt zum Stillstand zu bringen – denn SuedLink kann nur funktionieren, wenn alle Teilabschnitte realisiert werden.
Das Aktionsbündnis wirft den Planern vor, das Projekt sei überdimensioniert. Das Stromnetz werde so stark ausgebaut, dass theoretisch jede letzte Kilowattstunde aufgenommen werden könne. Nach Auffassung der Gegner sei dies weder vom Energiewirtschaftsgesetz gefordert noch zulässig. Zudem argumentieren sie, dass durch einen Baustopp Milliardenbeträge eingespart werden könnten, da ein Großteil der Leitungen noch nicht errichtet sei.
Seit 2014 engagiert sich das Aktionsbündnis gegen verschiedene Stromtrassenprojekte – mit dem eigenen Anspruch, die Energiewende konstruktiv zu unterstützen. Statt großer Ferntrassen fordern die Initiativen ein dezentrales Energiesystem mit regionalen Speichern. Kritisiert wird zudem eine unzureichende Bürgerbeteiligung bei SuedLink im Vergleich zu anderen Projekten wie SuedOstLink.
Besondere Bedenken äußern die Kritiker mit Blick auf Umweltschäden. Sie verweisen auf laufende Bauarbeiten in Baden-Württemberg, bei denen es zu Bodenverunreinigungen, möglicher Grundwasserbelastung durch Bentonit und zur Zerstörung von Lebensräumen verschiedener Tierarten gekommen sei. Die langfristigen Schäden für Natur und Landwirtschaft seien aus ihrer Sicht kaum abschätzbar.
Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW weist die Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme zurück. Demnach seien alle umwelt- und artenschutzrechtlichen Belange im Genehmigungsverfahren umfassend geprüft worden. In jahrelangen Untersuchungen habe man einen möglichst verträglichen Trassenverlauf für Mensch und Natur entwickelt, der durch die Bundesnetzagentur bestätigt worden sei.
Wie das Bundesverwaltungsgericht über die rund 100 Seiten umfassende Klage entscheiden wird, ist derzeit noch offen. Klar ist jedoch schon jetzt: Der Streit um SuedLink und den richtigen Weg der Energiewende wird die Region und die beteiligten Akteure auch in den kommenden Jahren weiter intensiv beschäftigen.