Bereits im Jahr 2011 gab es in Sommerhausen im Landkreis Würzburg Überlegungen zum Bau von Windrädern an der Gemarkung Jungtanne. Jedoch war damals eine Umsetzung aus technischer Sicht nicht möglich: Konkret machte ein zivile Funkanlage für den Flugverkehr in Würzburg den Planungen einen Strich durch die Rechnung. 2021 wurde besagte Funkanlage abgebaut – und so wurden auch wieder die alten Pläne zu den Windkraftanlagen ausgegraben. Nun stehen drei neue Windräder am Windpark – eines davon mit einem besonderen Hintergrund.
Noch stehen die drei neuen Windkraftanlagen bei Sommerhausen still, doch das ändert sich im Idealfall schon im kommenden Oktober. Die symbolische Einweihungsfeier glich eher einem Sommerfest, waren doch viele Menschen aus der Bevölkerung mit ihren Familien auf die Baustelle gekommen. Grund dafür ist die besondere Eigentümerstruktur bei einem der drei neuen Windräder: Es wurde nämlich genossenschaftlich gebaut. Das bedeutet, die finanziellen Gewinne fließen hier dann zu 100 Prozent an die Menschen, die sich beteiligen und auch das entsprechende Risiko tragen.
Die Genossenschafts-Vorstände Thomas Ahrens und Karl-Heinz Werther zeigten sich sehr zufrieden mit der Entwicklung des Projekts: Zum aktuellen Zeitpunkt habe 563 Genossenschaftsmitglieder, welche jeweils einen Anteil von 3.000 Euro gezeichnet haben. Insgesamt liege man bei einem Genossenschaftsanteil von knapp 3 Millionen Euro. Die Genossenschaft ist offen für neue Mitglieder, jedoch müssen diese dann einen kleinen Aufpreis zahlen. 2023, also auf dem Höhepunkt der Energiekrise, sei das Interesse in der Bevölkerung besonders hoch gewesen, so Werther. Das langfristige Ziel: ca. 10 Millionen kWh pro Jahr erzeugen. Somit könne man rund 5000 Haushalte versorgen bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 kWh pro Jahr.
Großer Andrang auch beim Blick in das Innere der Windkraftanlage: eben ein nicht gerade alltägliches Bild. Bis zum Maschinenhaus sind die Windräder 166 Meter hoch – bei einem Rotordurchmesser von 138 Metern. Das Gelände an der Jungtanne war zuvor mit ausreichendem Abstand zu Naturschutzgebieten und Siedlungen ausgewiesen worden. Die Windsituation sei im Ochsenfurter Gau besonders günstig, so Projektentwickler Jochen Bals. Der Bau der Windräder ging soweit reibungslos über die Bühne – Beschwerden aus der Bevölkerung gab es wohl nicht. Daher auch die Empfehlung von Sommerhausens Bürgermeister Wilfried Saak an andere Gemeinden, ebenfalls den genossenschaftlichen Weg zu gehen. Laut Saak sorge die Bürgerbeteiligung dafür, dass die Akzeptanz im Ganzen größer ist. Zudem müsse man verstehen, dass wir uns in einer Zivilgesellschaft befinden, welche dann auch für Aufgaben der Gesellschaft verantwortlich sei. Diese Bürgerbeteiligung könnte sich in Sommerhausen künftig noch ausweiten, denn es bestehen Überlegungen zum Bau von Solaranlagen über die Genossenschaft. Der Kurs ist also klar: Über die Bürgerbeteiligung hin zu erneuerbaren Energien. Und wer sich dann am Ende noch am Bürgerwindrad verewigen wollte, konnte das mit einem bunten Handabdruck machen. Das Ergebnis sieht nicht nur schön aus, sondern soll auch die vielen fleißigen Hände symbolisieren, die bei dem Projekt mitgeholfen haben. Die Genossenschaft macht also vor, wie es mit der Windkraft gehen kann.